Immer wieder gab es Gerüchte – nun herrscht Gewissheit: Ubisoft hatte am Donnerstag die Gründung einer neuen Tochtergesellschaft angekündigt, um den Transformationsprozess zu beschleunigen. An dieser wird sich Tencent mit einer Milliardeninvestition beteiligen. Für die Ubisoft-Aktie geht es daher am Freitag nach oben - doch der Sonnenschein trügt.
Wie DER AKTIONÄR berichtete, steckt Ubisoft in der Krise: Seit Jahren sinken Aktienkurs und Verkaufszahlen, der einst strahlende Name ist verblasst und die Aussichten auf baldige Besserung sind überschaubar. Doch nun will das Management rund um Mitgründer Yves Guillemot den Spieleentwickler wieder auf Kurs bringen. Als ersten Schritt hat Ubisoft nun eine Tochtergesellschaft gegründet. Diese soll sich fortan um die Weiterentwicklung des Ökosystems von Top-Franchises wie Assassin’s Creed, Far Cry und Tom Clancy’s Rainbow Six kümmern.
Tencent sichert sich für 1,16 Milliarden Euro eine Minderheitsbeteiligung in Höhe von 25 Prozent an dieser Tochtergesellschaft. Damit erhält Ubisoft frisches Kapital, das primär in die Schuldentilgung fließen soll und behält gleichzeitig die Kontrolle über die Tochtergesellschaft. Laut Konzernangaben bewertet das Unternehmen die Transaktion mit einem Pre-Money Enterprise Value von rund vier Milliarden Euro, was einem durchschnittlichen Umsatzmultiplikator von 4 auf den Durchschnittsumsatz der Geschäftsjahre 2023 bis 2025 entspricht.
„Heute schlägt Ubisoft ein neues Kapitel in seiner Geschichte auf“, sagte Ubisoft-Chef Yves Guillemot. „Während wir die Transformation des Unternehmens beschleunigen, ist dies ein grundlegender Schritt in der Veränderung von Ubisofts Betriebsmodell, der es uns ermöglichen wird, sowohl agil als auch ehrgeizig zu sein. Wir konzentrieren uns auf den Aufbau starker Spiele-Ökosysteme, die darauf ausgelegt sind, Evergreens zu werden.
Spannend dabei: Die neue Tochtergesellschaft erhält von Ubisoft eine weltweite, exklusive, unwiderrufliche und unbefristete Lizenz in Bezug auf das geistige Eigentum und ähnliche Eigentumsrechte, die Ubisoft in Bezug auf von Ubisoft in Bezug auf Tom Clancy's Rainbow Six, Assassin's Creed und Far Cry geltend machen kann.
Die Transaktion steht jedoch unter Vorbehalt: Unter anderem bedarf es noch der nötigen behördlichen Genehmigung. Ein Abschuss wird daher erst für Jahresende erwartet. Darüber hinaus gibt es mehrere Sperrfristen: Tencent darf seinen Anteil an der Tochtergesellschaft in den nächsten fünf Jahren nicht veräußern, es sei denn, Ubisoft besitzt nicht mehr die Mehrheit der Stimmrechte und des Aktienkapitals der neuen Tochtergesellschaft. Ubisoft sichert lediglich zu, dass der französische Spieleentwickler diese Mehrheit für mindestens zwei Jahre behält. Ab März 2027 könnte Tencent theoretisch eine vollständige Übernahme anstreben und sich die wertvollsten Bestandteile von Ubisoft aneignen.
An der Pariser Börse geht es für Ubisoft am Freitag um gut acht Prozent nach oben. Langfristig ist der Kursverlauf jedoch immer noch ein Trauerspiel. Auch die Ausgliederung der wertvollsten Assets in eine neue Tochtergesellschaft hat einen Beigeschmack. Die Ubisoft-Aktie ist weiterhin kein Kauf. Stattdessen favorisiert DER AKTIONÄR im Gaming-Sektor Take-Two und Electronic Arts. Auch Tencent ist ein Kauf.