Der Kurznachrichtendienst Twitter hat mit den Q3-Zahlen die Erwartungen der Anleger erfüllt. Trotzdem stürzt die Aktie nach der Bekanntgabe um 10 Prozent ab. Einen möglichen Grund liefert Facebook-Manager Peter Thiel - und er dürfte den Twitter-Bullen nicht wirklich gefallen.
Umsatz und Nutzerzahlen gestiegen
Im Berichtszeitraum bis Ende September erhöhte Twitter die Erlöse um 114 Prozent auf 361 Millionen Dollar und verdiente dabei 0,01 Dollar je Aktie. Analysten hatten mit 352 Millionen Dollar und ebenfalls einem Penny Überschuss gerechnet.
Der Anteil der Werbeerlöse am Gesamtumsatz betrug 320 Millionen Dollar, der der Werbeerlöse über mobile Plattformen rund 85 Prozent.
Twitter-Chef Nick Costelo meldete eine überraschend solide Entwicklung des internationalen Geschäfts, das gegenüber dem Vorjahr um 170 Prozent auf 121 Millionen Dollar zulegte.
Mit den Zahlen für die monatlich aktiven Nutzern, kurz MAU, wusste Costelo ebenfalls zu überzeugen. Der Wert erreichte 284 Millionen und lag damit um 13 Millionen über dem Niveau des Vorquartals. Das Plus von 4,7 Prozent auf sequenzieller Basis erreichte jedoch nicht ganz die Dynamik der vorangegangenen Periode.
Das solide Zahlenwerk für Q3 wurde durch einen schwachen Ausblick für das Weihnachtsquartal überschattet. Demnach rechnet das Management mit Erlösen von 440 bis 450 Millionen Dollar, gegenüber der Konsensprognose von 448 Millionen Dollar.
An der Börse reagierten die Anleger nach der Zahlenvorlage mit massiven Verkäufen. Die Kombinantion aus ordentlichen, aber keineswegs überragenden Ergebnissen und dem zurückhaltenden Ausblick drückten den Aktienkurs zeitweise um mehr als zehn Prozent in den Keller.
Dass der Kurznachrichtendienst weiterhin Probleme damit hat, seine Nutzer zu aktivieren - das sogenannte User Engagement sank um sieben Prozent -, erhöhte den Verkaufsdruck zusätzlich. Viele Investoren befürchten, dass Twitter unter den Sozialen Netzwerken den Anschluss an populärere und schneller wachsende Firmen wie Facebook verlieren könnte.
Diese Grafik von Businessinsider verdeutlicht das Kernproblem bei Twitter: Die mangelnde Bereitschaft der Nutzer zu twittern.
Möglich ist auch, dass sich die Masse der Anleger der Einschätzung von Top-Investor Peter Thiel anschließt. Der kritisierte das Twitter-Management zuletzt lautstark und nannte die Firma "richtig schlecht geführt". Thiel zufolge werde in dem Unternehmen wohl eindeutig zuviel "gekifft".
Auch wenn Twitter-Boss Costelo die Kritik scharf zurückwies und die operative Entwicklung in den letzten drei Monaten als "stark" bezeichnete, bleibt ein fader Beigeschmack. DER AKTIONÄR hatte vor einigen Wochen aus charttechnischen Überlegungen seine negative Einschätzung für die Titel revidiert und zumindest risikofreudigen Anlegern dazu geraten, auf die Aufwärtsbewegung aufzuspringen. Mit dem jetzt vorgelegten Ergebnis scheint die Erholung ein jähes Ende zu finden. Jetzt könnte ein Test der 40-Dollar-Marke folgen.
Fazit: Twitter bleibt weiter den Beweis schuldig, dass es aus seinem immensen Potenzial ein Geschäftsmodell modellieren kann, das die enorm hohe Aktienbewertung rechtfertigt. Die übergordnete Verkaufsempfehlung bleibt somit bestehen. Kurzfristig orientierte Trader können die Volatilität des Papiers weiter zum Zocken nutzen.