TUI muss vor dem Hintergrund der weltweiten Reisebeschränkungen weiter sparen. Dabei hat man vor allem die Flug-Tochter TUIfly im Visier. Zuletzt ging es bei den Verhandlungen hart zur Sache - allerdings ohne Einigung. Jetzt setzen sich die Parteien nach längerer Funkstille wieder zusammen. Die Piloten-Vereinigung Cockpit (VC) hat dabei eigene Vorstellungen zur Gesprächskultur. Die Aktie reagiert mit leichten Abschlägen.
Konkret appelliert die VC an das Management von TUIfly, doch noch einmal offen über andere Sparmöglichkeiten als die drohenden Kündigungen zu verhandeln. Beide Seiten hätten sich gegenseitig auferlegt, "ohne Denkverbote in die Mediation" zu gehen, sagte VC-Tarifpolitik-Chef Marcel Gröls. Es sei aber noch nicht klar, ob das „Reizthema“ bald entschärft werden könne. TUIfly-Chef Oliver Lackmann hatte Ende Januar betont, dass die Geschäftsführung nicht über ihr letztes Angebot aus dem Herbst hinausgehen könne.
Wegen der Forderung der Piloten nach einem Kündigungsschutz über 2021 hinaus waren die Verhandlungen ausgesetzt worden, eine Kurzarbeitsregelung für das Cockpit-Personal lief Ende November aus. TUIfly hält bisher nicht nur eine Umverteilung des Arbeitsvolumens, sondern auch Kündigungen für nötig - nur so sei der mittelfristige, strukturelle Umbau der Fluggesellschaften im Konzern möglich.
Die Zukunftsangst sei groß, heißt es auch aus Kreisen der Piloten. Manche Mitglieder anderer Berufsgruppen und Betriebsratschef Frank Jakobi hatten dagegen zuletzt verlangt, das Cockpit-Personal müsse selbst größere Beiträge zum Sparkurs leisten: Andere Beschäftigte verzichteten weiter freiwillig auf erhebliche Teile ihres Gehalts.
Die VC argumentiert, es müsse ein faires Angebot ohne Androhung von Entlassungen denkbar sein. "Dass TUIfly eine grundsätzliche Restrukturierung durchlaufen soll, ist uns bewusst", sagte Gröls. "Natürlich ist es unser Anspruch, diesen Wandel zu begleiten. Unser erklärtes Ziel ist es aber auch, dass das Unternehmen dabei möglichst auf Kündigungen verzichten sollte." Der wieder aufgenommene Gesprächsfaden stimme die Gewerkschaft zuversichtlich, man setze jetzt hohe Erwartungen in die Vermittlung. "Es ist wichtig, dass beide Seiten noch einmal prüfen, was möglich ist. Die Sachverhalte müssen so aufgearbeitet werden, dass man wieder zueinander kommt."
TUIfly hatte erklärt, dass die nötige Reduzierung der Kapazitäten keine andere Lösung zulasse. "Mir ist wichtig, zu betonen, dass wir in diese Gespräche zwar ergebnisoffen hineingehen", schrieb Lackmann an die Mitarbeiter, "aber das Angebot aus dem Herbst vergangenen Jahres bereits das Maximum des wirtschaftlich Machbaren darstellte und sich seitdem die Rahmenbedingungen weiter verschlechtert haben."
Aus Sicht des AKTIONÄR sind einschneidende Sparmaßnahmen unumgänglich. Das aktuelle Corona-Geschehen und die damit einhergehenden weltweiten Reisebeschränkungen lassen im Grunde keine andere Wahl. Mittelfristig braucht TUI dann vor allem eine (weitestgehende) Gesundung des Tourismus – das Szenario hängt allerdings von einem effizienten Impf-Prozess ab. DER AKTIONÄR, der die TUI-Aktie in seinem langfristigen "Schlag-den-Buffett-Depot" hält, bleibt für eine Erholung des Reiseverkehr und damit für das Papier des weltweit größten Reiseveranstalters weiter vorsichtig optimistisch. Wichtig: Die TUI-Aktie ist allerdings nicht für "auf Sicherheit bedachte Anleger" geeignet.
(Mit Material von dpa-AFX)