Das schwedische Wort „Flygskam“ feiert einen Siegeszug. So wird auch in Deutschland nun häufiger von der „Flugscham“ gesprochen, also der Vermeidung von Flugreisen. Für Firmen wie Lufthansa oder den Touristikriesen TUI ist dies eine ernstzunehmende Entwicklung. Ist das auch der Grund für die schwache Kursentwicklung der Aktien?
Schließlich scheint die Baisse bei Luftfahrtaktien nahezu parallel zur wachsenden Aufmerksamkeit des Themas „Fluscham“ zu verlaufen. Und angesichts der Co2-Bilanz der Flugbranche bleiben Lufthansa, TUIfly & Co auch wenig Gegenargumente. Der Verweis, dass beispielsweise die Viehhaltung ja eigentlich der noch schlimmere Klimasünder ist, ist zwar durchaus berechtigt, hilft aber langfristig auch kaum weiter.
Anders als etwa die Autoindustrie fehlen dem Flugsektor zudem die vermeintlich „grünen“ Alternativen. Kein E-Flieger ist auch nur ansatzweise in der Lage, hunderte Menschen von A nach B zu bringen. Die Airlines betonen immer wieder, dass der durchschnittliche CO2-Ausstoß ihrer Maschinen dank des technologischen Fortschritts immer geringer wird. Wegen der stetig steigenden Zahl an Flügen, steigt der Co2-Ausstoß der Branche aber dennoch unaufhaltsam weiter.
Pasagierzahlen wachsen weiter
Und ein Ende dieser Entwicklung ist aktuell noch nicht absehbar. Selbst in Schweden, dem „Mutterland“ von Flygskam, stieg das Passagierwachstum 2018 weiter – wenn auch mit der niedrigsten Rate der vergangenen zehn Jahre. Aktuell scheint es, dass das Thema Flugscham in Europa derzeit nur ähnlich konsequent verfolgt wird wie die guten Vorsätze am Silvesterabend.
Eher ein Mix aus anderen Themen
Das verstärkt aufkommende Thema Flugscham ist langfristig durchaus ernst zu nehmen, genauso wie mögliche steuerliche Belastungen. Allerdings ist dies definitiv nicht der einzige Grund für die schlechte Performance von TUI und Lufthansa. Vielmehr ist es einfach ein ungünstiger Mix aus Brexit, anhaltend hohen Ölpreisen, schwachen Quartalsergebnissen aus der Branche sowie trüben Ausblicken.
Bei den Aktien bleibt es dabei: Die günstig bewerteten Titel bleiben langfristig zwar aussichtsreich, aktuell sprechen allerdings Momentum und Charttechnik noch gegen einen Einstieg. Bereits investierte Anleger beachten die Stoppkurse bei 7,50 Euro (TUI) und 16,80 Euro (Lufthansa).
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Lufthansa.