TUI hat zwar mit seinen gestrigen Zahlen die Analystenriege enttäuscht, aber der erstmals seit der Pandemie positive Cashflow hält die Anleger bei der Stange. Ebenfalls erfreulich ist, dass sich der Anteil der Online-Buchungen signifikant erhöht hat – die digitale Transformation schreitet also voran. Und noch zwei Aspekte machen Mut.
"Mit eineinhalb Millionen zusätzlichen Buchungen seit Mai und insgesamt mehr als vier Millionen Buchungen für das Sommergeschäft sind die Zahlen erfreulich", resümiert der TUI-Chef Fritz Joussen. Der Konzernboss sieht dabei eine deutliche Verschiebung hin zu Online-Buchungen. In Deutschland sei der Anteil der Internet-Buchungen im dritten Quartal im Vergleich zu 2019 von 22 auf 39 Prozent gestiegen. Darin enthalten sind Buchungen über eigene Portale wie TUI.com, die eigene App und über andere touristische Online-Player.
Online-Anteil mehr als 50 Prozent
Konzernweit lag den Angaben zufolge der Online-Anteil bei 52 Prozent. Treiber waren insbesondere Regionen wie Skandinavien, wo bereits 85 Prozent der Buchungen digital erfolgen, so Joussen. Darüber hinaus finde die Interaktion mit Gästen verstärkt digital statt. 68 Prozent aller TUI-Pauschalreisegäste nutzen die TUI App, ein Zuwachs von 21 Prozentpunkten.
Hoffen auf den britischen Markt
Stichwort „Zuwachs“: Im neben Deutschland größten Markt Großbritannien haben die Reiserestriktionen im Q3 (bis Ende Juni) das Geschäft gebremst. Hier ist Joussen zuversichtlich, dass infolge der jüngsten Lockerungen ein (starker) Nachholeffekt eintritt. Derzeit liege das Gästevolumen in Großbritannien lediglich bei 50 Prozent – gemessen an den Vor-Corona-Zahlen.
Liquidität
Überdies erklärte Joussen, dass das Ziel des Konzerns eine schnelle Rückführung der staatlichen Kredite bleibe. Immerhin: Zum 9. August hatte TUI nach eigenen Angaben liquide Mittel in Höhe von 3,1 Milliarden Euro zur Verfügung. Ende Q2 hatten die Hannoveraner lediglich 1,7 Milliarden Euro auf der hohen Kante.
Die Aktie pendelt am Freitag um ihren Vortagesschluss bei 3,90 Euro.
Auch wenn die Zahlen (Umsatz und Ergebnis) unter den Erwartungen der Analysten gelegen haben, gibt es Aspekte (Cashflow, Entwicklung der Online-Buchungen, Liquidität) die durchaus Mut machen. Entscheidend für den weiteren Kursverlauf der Aktie wird das Corona-Thema sein.
Kurzum: Die Aktie steht derzeit nicht auf der Empfehlungsliste des AKTIONÄR. Mit dem Überspringen der 200-Tage-Linie (aktuell: 4,10 Euro) könnte das Papier jedoch ein frisches charttechnisches Kaufsignal generieren. Bis dahin sollten Anleger allerdings erstmal die Füße stillhalten.