TUI hat auf den ersten Blick wenig erfreuliche Q3-Zahlen vorgelegt. So verfehlt der Reisekonzern aus Hannover sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis deutlich die Erwartungen der Analysten. Auch das Sommergeschäft entwickelt sich nicht wie erhofft. Doch eine Kennzahl macht Hoffnung und stützt die TUI-Aktie.
Der Reihe nach: In den drei Monaten per Ende Juni stiegen die Erlöse kräftig – von 71,8 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum – auf 650 Millionen Euro. Analysten hatten allerdings mit deutlich mehr gerechnet, und zwar mit Einnahmen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro.
Verluste höher als gedacht
Gleiches Bild beim Ergebnis: Die operativen Verluste (EBIT) verringerten sich um 43 Prozent auf 669,8 Millionen Euro. Die Experten hatten bei dieser Kennzahl 460 Millionen Euro Miese auf ihren Zetteln stehen. Unter dem Strich fiel ein Verlust Verlust von rund 935 Millionen Euro an – verglichen mit einemMinus von 1,48 Milliarden Euro im Vorjahresquartal. Die Analysten waren von 500 Millionen Euro im roten Bereich ausgegangen.
Negatives Eigenkapital bleibt ohne Konsequenzen
Folge: Die Hannoveraner weisen dadurch ein negatives Eigenkapital von 525 Millionen Euro aus – nach einem noch positiven Eigenkapital von 193 Millionen Euro drei Monate zuvor. Seit der Finanzkrise 2008 gilt eine Überschuldung allerdings nicht mehr als Insolvenzgrund, sofern das Unternehmen glaubhaft eine Weiterführungsperspektive aufzeigt.
Top-Sommergeschäft adé
Zumindest kurzfristig ist nicht die große Wende in Sicht: Der weltgrößte Reisekonzern TUI rechnet nach einem weiteren Verlustquartal mit einem schwächeren Sommergeschäft als bislang. Das Reiseangebot in den wichtigsten Urlaubsmonaten soll nun nur noch 60 Prozent des Vorkrisenniveaus von 2019 erreichen, wie der vom deutschen Staat gestützte Konzern bei der Vorlage der Zwischenbilanz am Donnerstag in Hannover mitteilte. Im Mai hatte Konzern-Boss Fritz Joussen noch 75 Prozent angepeilt.
Das Highlight der Bilanz...
Eine Kennzahl macht jedoch Mut: So war der Cashflow vor Finanzierungstätigkeit erstmals in der Pandemie wieder positiv. "Die Kundennachfrage und Buchungsdynamik sind hoch, sobald Reise-Einschränkungen zurückgenommen werden", sagte Konzernchef Fritz Joussen. "Das Geschäft kommt zurück und die Transformation TUI zeigt deutlich Wirkung." Insgesamt zählt der Konzern bisher rund 4,2 Millionen Buchungen für den Sommer. Die Preise lägen dabei im Schnitt neun Prozent höher als im Sommer 2019, hieß es.
Die TUI-Aktie gewinnt am Donnerstag 2,3 Prozent und notiert wieder über der 4-Euro-Marke (4,02 Euro).
TUI hat sicherlich keine starken Zahlen vorgelegt. Allerdings war das im Grunde aufgrund der Delta-Problematik durchaus absehbar. Immerhin belegt der positive Cashflow, dass die Umstrukturierungsmaßnahmen greifen.
Die Aktie, die zuletzt einen kurzfristigen Aufwärtstrend ausgebildet hat, könnte mit dem Überspringen der 200-Tage-Linie ein frisches Kaufsignal generieren. Bis dahin sollten Anleger allerdings erstmal die Füße stillhalten.(Mit Material von dpa-AFX)