TUI will beim Thema „Schuldenabbau“ weiter vorankommen. Nachdem der Reiseveranstalter jüngst KfW-Kreditlinien in Höhe von 700 Millionen an den Bund zurückgegeben hat (DER AKTIONÄR berichtete), soll nun ein weiterer Teil des insgesamt 4,3 Milliarden Euro schweren (staatlichen) Rettungspakets Retour gehen.
„Ich gehe davon aus, dass wir in den kommenden Monaten einen weiteren Schritt auf dem Weg raus aus der Staatsfinanzierung machen werden“, sagte Konzern-Boss Fritz Joussen gegenüber dem Handelsblatt.
Aktuell könnten die Hannoveraner noch staatliche Kredite von 2,4 Milliarden Euro in Anspruch nehmen. Ende März habe TUI nach Rückführung der ersten Kreditlinie eine Liquidität von drei Milliarden Euro gehabt, so Joussen gegenüber der Zeitung. Daher nutze aktuell das Unternehmen die zusätzliche Absicherung durch die Kreditlinien des Bundes gar nicht, und „wir werden sie, sollte nicht was völlig Überraschendes geschehen, zumindest im Sommer auch nicht mehr brauchen“.
Zum besseren Verständnis: Das Unternehmen überweist kein Geld an Scholz, Lindner und Co. Es geht vielmehr darum, dass Kreditzusagen entwertet werden – vergleichbar mit einem privaten Bankkunden, der einen Teil seines Dispos an das kontoführende Finanzinstitut zurückgibt. Und die bisherige Bereitstellung hat natürlich Geld (Zinsen) gekostet. TUI musste bisher dafür rund 280 Millionen Euro blechen.
Und Joussen verweist erneut auf die hohe Nachfrage. So liege der aktuelle Buchungsbestand bei gut 80 Prozent des Vorkrisenniveaus. „Damit ist die Hälfte unserer Kapazität bereits sicher. Dazu kommen die Zugänge, also kurzfristigere Buchungen, die derzeit pro Woche um etwa 14 Prozent über dem Wert vor der Krise liegen“, führt der TUI-Chef aus. Zudem werde kurzfristiger und höherwertiger gebucht.
Auch wenn der Konzernlenker damit das Vertrauen des Kapitalmarkts zurückgewinnen will, stehen die Analysten dem Tourismus-Titel mehrheitlich skeptisch gegenüber. Derzeit empfehlen 21 von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten den Verkauf der TUI-Aktie. Sieben sehen TUI hingegen „Neutral“ und nur ein Experte stempelt der Urlaubs-Aktie ein „Buy“-Etikett auf. Das Konsens-Ziel auf 12-Monats-Sicht liegt bei 2,59 Euro und impliziert damit Abwärtspotenzial.
Trotzdem kann die TUI-Aktie von der Nachricht profitieren und gewinnt am Donnerstag in einem freundlichen Gesamtmarkt rund 1,5 Prozent.
Auch DER AKTIONÄR steht der Aktie nach wie vor skeptisch gegenüber. Dafür sind die übergeordneten Probleme immer noch zu groß (DER AKTIONÄR berichtete) und operative Fortschritte müssten sich konkret in den Zahlen niederschlagen. Die nächste Gelegenheit dafür gibt es am 11. Mai, wenn der Tourismus-Konzern seine aktuellen Q2-Zahlen präsentiert.