Immerhin: TUI hat zwar rote Quartals-Zahlen vorgelegt. Die sind aber nicht so schlimm wie befürchtet ausgefallen. Analysten waren von größeren Verlusten ausgegangen. Vor allem ist die Cash-Burn-Rate geringer als gedacht. Die Aktie verliert dennoch leicht im frühen Handel.
Positiv: TUI konnte den Kapitalabfluss eindämmen. Wie Unternehmensboss Fritz Joussen am Morgen mitteilte, flossen bei dem Reise-Konzern zwischen Oktober und Dezember durchschnittlich rund 300 Millionen Euro pro Monat ab. Angekündigt worden waren 400 bis 450 Millionen Euro. „Mit strikter Kostendisziplin und der mit Hochdruck vorangetriebenen Neuausrichtung des Konzerns ist es gelungen, den Verlust im abgelaufenen Quartal zu reduzieren“, erklärte Joussen.
Einschließlich der Anfang Januar gestarteten Kapitalerhöhung, die zusätzlich 500 Millionen Euro in die Kasse spülte, und dem dritten staatlichen Hilfspaket besitze TUI nun eine Liquidität von 2,1 Milliarden Euro. Insgesamt hat der Staat Hilfen in Höhe von 4,3 Milliarden Euro an den Konzern vergeben.
Klar: Der Umsatz im abgelaufenen Quartal fiel angesichts der Corona-Beschränkungen mit 468 Millionen Euro deutlich niedriger aus als erwartet. Analysten hatten im Schnitt mit 805 Millionen Euro gerechnet – nach 3,85 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Hintergrund: Die Kanaren gehörten zu den wenigen für Urlauber erreichbaren Destinationen.
Beim Betriebsgewinn (EBIT) wies TUI ein Minus von 699 Millionen Euro aus. Analysten hatten einen Fehlbetrag in Höhe von 723 Millionen Euro auf ihren Zetteln stehen. Im Vorjahreszeitraum standen, im traditionell schwachen Winter-Quartal, Verluste in Höhe von 147 Millionen zu Buche.
Eine Jahresprognose trauen sich die Hannoveraner aufgrund der Unberechenbarkeit des Corona-Virus nicht zu. Das ist nachvollziehbar. Immerhin gibt es Zahlen zu den Sommer-Buchungen: Aktuell hat der Reiseveranstalter 2,8 Millionen Eingänge, wobei man dabei 20 Prozent höhere Preise durchsetzen konnte.
Die TUI-Zahlen sind auf den ersten Blick ernüchternd, sie spiegeln bei genauerem Hinsehen jedoch die Corona-Realität wider. Erfreulich ist, dass die eingeleiteten Kostenmaßnahmen offenbar greifen und der Mittelabfluss eingedämmt werden konnte. Jetzt muss das Unternehmen auf einen schnell und effizienten Impf-Prozess hoffen, damit im Sommer Urlaub im größeren Stil möglich ist. DER AKTIONÄR, der TUI in seinem Langfrist-Depot hält, ist für dieses Szenario durchaus optimistisch. Wichtig: Die Aktie ist nur für mutige Anleger mit entsprechendem Risikobewusstsein geeignet.
(Mit Material von dpa-AFX)