TUI sieht die konzerneigene Flugzeugflotte nach den Sparbeschlüssen und Corona-Einbrüchen nun besser gerüstet, lässt sich beim Thema Staatshilfen-Rückzahlung aber noch Zeit. Der weltgrößte Reiseanbieter könne im Sommer mehr Geld einnehmen und belastbarer werden, sagte Finanzchef Sebastian Ebel gegenüber dpa.
Bereits vor der Pandemie gab es im Flugmarkt teure Überkapazitäten. "Die Flottengröße, die wir heute mit unseren fünf Fluggesellschaften in Europa haben, ist sicher passend", meinte Ebel. Die bei der deutschen TUIfly von 35 auf 22 reduzierte Maschinenzahl hält er für ausreichend.
"Externe Einkäufe" bei zu viel Nachfrage
Die Jets machen Zubringerflüge zu TUI-Zielen und -Kreuzfahrtschiffen. Bei Nachfragespitzen bucht der Konzern Zusatzplätze von außen. "Wenn es darum geht, Kunden in Destinationen mit einer längeren Flugzeit zu bringen, werden wir eigene Flugzeuge brauchen", erklärte Ebel. "Nach Mallorca brauchen wir dies grundsätzlich nicht, da wir die benötigten Sitzplätze sehr einfach bei anderen einkaufen können."
Langstrecken-Pläne ad acta gelegt
Vor der Corona-Krise hatte TUIfly kurz vor dem Start einer kleinen Langstrecken-Flotte gestanden, in der der "Dreamliner" von Boeing zum Einsatz kommen sollte. Damit dürfte es zumindest in den kommenden Jahren nichts werden, schätzt der Finanzchef. "Nach Osten hin ist der Markt sehr gut versorgt mit Qatar, Singapore und Emirates." Auch die früheren Karibik-Pläne seien in dem Kontext kein Thema mehr.
Kein Stress bei Rückzahlung der Staatshilfen
Ein de facto großes Thema sind aus Anleger-Sicht die Rückführung der Staatshilfen in Höhe von rund 4,8 Milliarden Euro. Der Kapitaldienst wird nämlich die Handlungsspielräume des Reiseveranstalters in den kommenden Jahren einengen. Während Lufthansa-Chef Carsten Spohr eine Kapitalerhöhung vorbereitet und Hilfen noch vor der Bundestagswahl zurückzahlen will, will sich TUI mit einer solchen Ankündigung keinen Druck machen.
"Wann der richtige Zeitpunkt für den Beginn der ersten Tilgungen ist, da würde ich mich ungern festlegen", sagte Ebel. Es gehe nicht nur darum, was möglich, sondern auch darum, welcher Schritt wann sinnvoll sei: "Wenn man ein Haus baut und finanziert, überlegt man sich ja auch zweimal, ob man in diesem Zuge seine Dispo-Kreditlinie auf dem Girokonto zurückgibt."
Die TUI-Aktie pendelt am Mittwoch um den Vortagesschluss und notiert bei 4,68 Euro.
Klar, dass Finanzchef Sebastian Ebel beim Thema "Rückführung der Staatsschulden" noch nicht konkret werden kann. So braucht TUI erstmal hohe Einnahmen aus dem gerade anlaufenden Sommer-Geschäft, um die (große) Wende zu schaffen. Womöglich gibt es – auch zu dem in der Tat sehr wichtigen Schulden-Thema – ein Update im Rahmen der Vorlage der Q3-Zahlen am 12. August. Aktuell bleibt aus Sicht des AKTIONÄR alles beim Alten: Ein Neueinstieg drängt sich derzeit nicht auf – investierte Anleger bleiben dabei und beachten den Stopp bei 3,60 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)