Top-News für TUI-Aktionäre: Zum einen ist die Frist für den Brexit erneut verlängert worden – und zwar über den Sommer hinaus. Zum anderen gibt es am Donnerstag gleich zwei positive Analystenkommentare. Beides gibt der TUI-Aktie mächtig Auftrieb. Ist das der Beginn der Trendwende? Zweifel sind angebracht.
Großbritannien bekommt für den Brexit Zeit bis zum 31. Oktober, kann aber auch schon früher geregelt aus der Europäischen Union austreten. Auf diesen Kompromiss einigten sich die 27 bleibenden EU-Staaten und die britische Premierministerin Theresa May in der Nacht zum Donnerstag.
Damit ist der für Freitag befürchtete Chaos-Brexit gestoppt. Doch steht May noch immer vor der Riesenaufgabe, in London eine Lösung und eine Mehrheit für ihren Brexit-Deal zu finden. Ende Mai muss das Land nun voraussichtlich an der Europawahl teilnehmen.
Die deutsche Wirtschaft sieht nach dem erneuten Aufschub noch keinen Grund zur Entwarnung und hofft, dass das britische Unterhaus nun möglichst bald für rechtliche Klarheit sorgt. „Die negativen Auswirkungen jeder neuen Verlängerung kommen den möglichen Schäden durch einen ungeordneten Brexit gefährlich nahe“, sagte BDI-Präsident Dieter Kempf. Für die Wirtschaft sei endlose Unsicherheit noch schlechter als schlechte Rahmenbedingungen.
Die TUI-Aktionäre indes reagieren begeistert auf den Aufschub. Schließlich ist Großbritannien für TUI ein sehr bedeutender Markt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2017/18 entfielen 6,1 Milliarden der insgesamt 19,5 Milliarden Euro Umsatz auf die reisefreudigen Briten. Ein harter Brexit hätte vielen Briten die Reiselaune im Sommer womöglich verdorben.
Ziel: 13 Euro
Derweil halten die meisten Analysten den monatelangen Kursverfall der TUI-Aktie für ungerechtfertigt. In den vergangenen Tagen gab es mehrere bullishe Studien, unter anderem von Exane BNP Paribas mit Kursziel 11,16 Euro und Morgan Stanley mit Kursziel 13 Euro.
Günstig, aber …
Unzweifelhaft ist TUI nach dem Aktiencrash günstig bewertet: Das KGV liegt bei 8, die Dividendenrendite bei knapp neun Prozent. Allerdings ist der Brexit ja nicht vom Tisch, und auch die Probleme der 737-Max-Maschinen bleiben akut. Anleger sollten an der Seitenlinie verharren.
(Mit Material von dpa-AFX)