Die TUI-Aktie hat zuletzt zurückgesetzt und notiert nun wieder deutlicher unter der psychologisch wichtigen Zwei-Euro-Marke. Neben dem schwächeren Gesamtmarkt dürfte auch die geplante Kapitalerhöhung (Bezugsrechtsemission) den Kurs belasten. Aber auch im Kerngeschäft, der Pauschalreise, hat die Branche immer noch nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht.
Klar, im Vergleich zum Vorjahr 2021 hat der organisierte Reisemarkt 2022 um rund 150 Prozent zugelegt, berichtet die Touristik-Zeitschrift fvw und bezieht sich dabei auf Zahlen des Deutschen Reiseverbands (DRV). Verglichen mit 2018/19 hinke der Umsatz aber noch um 26,8 Prozent hinterher. Zur Einordnung: Der gesamte Umsatz aller Reisen liegt mit 58,6 Milliarden Euro indes nur 10,5 Prozent unter Vor-Corona-Niveau, weil die individuell organisierte Reise – oft per Auto in Deutschland und den Nachbarländern – in den zurückliegenden drei Jahren weniger gelitten hat, heiß es weiter.
TUI hatte im Jahr 2022 mit 16,5 Milliarden das 2019er-Umsatz-Niveau (18,9 Milliarden Euro) um zwölf Prozent verfehlt. Immerhin lagen die Erlöse im Sommer 2021 bei TUI und Co schon fast wieder auf dem damaligen Niveau. Vor allem Mittelmeer-Destinationen (Spanien, Griechenland, Türkei) sowie die Kanaren, Ägypten und die Emiraten waren gefragt.
Blick in die Gegenwart: Im laufenden Jahr werde sich die Branche laut der DRV-Analyse dem Vor-Corona-Niveau weiter annähern. Dabei dürfte vor allem Preissteigerungen den Umsatz in Richtung des Vor-Corona-Niveaus klettern lassen. Denn die absolute Zahl der Reisen soll mit 65 Millionen noch nicht den 2019er-Wert von 71 Millionen erreichen. Konkret sind bei TUI derzeit 85 Prozent des Winterprogramms und 30 Prozent des Sommerprogramms verkauft – aus Sicht der Analysten der Deutschen Bank entspreche das der Norm.
Die TUI-Aktie verliert am Mittwoch (Mittagszeit) rund zwei Prozent auf 1,92 Euro. Nimmt der Agabedruck weiter zu, steht als Support der GD50 bei aktuell 1,85 Euro zur Verfügung. Wird diese Marke gerissen, dürfte es schnell bis zum GD200, der bei 1,71 Euro liegt, gehen. Danach drohen Abverkäufe bis in den Bereich um 1,50 Euro. Auf dem Weg gen Norden müsste die Aktie indes zunächst die besagte wichtige Zwei-Euro-Marke zurückerobern.
DER AKTIONÄR hält trotz der verbesserten Aussichten für den Reisemarkt an seiner Einschätzung fest. Die TUI-Aktie hat mit Blick auf die Verschuldung (Ende Q1: 5,3 Milliarden Euro) und die erneute (vierte) Kapitalerhöhung weiterhin ein wenig attraktives Chance-Risiko-Verhältnis. Zudem hat sich auch das charttechnische Bild wieder eingetrübt. Kurzum: Die Aktie ist kein Kauf.