Touristik- und Luftfahrt-Unternehmen gehören zu den möglichen "Re-Opening"-Gewinnern. Seit der britische Premier Boris Johnson vergangene Woche einen Öffnungsplan für Großbritannien präsentierte und das Ende der Corona-Beschränkungen im Juni in Aussicht stellte, boomen Buchungszahlen und Aktienkurse der beteiligten Unternehmen, auch von TUI. Doch die Analysten sind noch skeptisch.
Seit Tagen boomen Suchanfragen auf Hotelvermittlungs-Portalen, die Buchungen für Urlaubsreisen und Flüge springen nach oben. Am Aktienmarkt sorgte das für steigende Kurse. Der europäische Branchenindex Stoxx Europe Travel & Leisure ist seit Jahresanfang um 15,5 Prozent gestiegen und hat hängt damit den marktbreiten Stoxx Europe 600, der auf lediglich drei Prozent kommt, um Längen abgehängt.
Damit haben die Kurse ein Stück weit die künftige Entwicklung am Reisemarkt vorweg genommen. Denn insgesamt verharren die Neubuchungen noch auf gedrücktem Niveau. Sie machen gerade einmal 20 Prozent des Vorjahresvolumens aus.
So herrscht insbesondere für Deutschland weiter Pessimismus, auch von Vertretern der Reisebranche. Der Präsident des Reiseverbandes DRV. Norbert Fiebig. erwartet in diesem Jahr ein Umsatz auf einem Niveau "von vor über 30 Jahren" (DER AKTIONÄR berichtete).
Auch die Analysten zeigen sich fast durchweg skeptisch bezüglich der Branche. Für Werte wie Lufthansa und Air France-KLM gibt es fast nur Verkaufs-Empfehlungen, allenfalls heißt es mal "halten".
Besonders negativ eingestellt sind die Experten in den Bankhäusern für die TUI-Aktie. Von 22 bei Bloomberg geführten Analysten raten gerade einmal zwei zum Kauf des Touristik-Werts. Optimistisch für TUI gestimmt ist etwa Lena Thakkar von Panmure Gordon, die zuletzt im September ihr Kursziel auf 6,76 Euro anpasste.
15 der Analysten haben die Aktie aktuell mit "Verkaufen" eingestuft. Yi Zong von der Baader Bank etwa sieht mit 3,41 Euro noch relativ gelassen in die Kurszukunft von TUI. Felix Schlueter von der US-Investmentbank Goldman Sachs sieht ein Kursziel von 3 Euro. Noch deutlich negativer eingestellt sind Ali Naqvi von HSBC, Stuart Gordon von Berenberg und Jamie Rollo von Morgan Stanley die allesamt 12-Montats-Kursziele von unter 2 Euro für TUI prognostizieren. Rebecca Lane von Jefferies glaubt gar nur an 0,63 Euro.
Das Konsens-Kursziel der 22 Analysten liegt für die kommenden zwölf Monate bei 1,91 Euro. Am Freitag-Vormittag notiert die TUI-Aktie auf Xetra mit einem Kursabschlag von etwa 1,6 Prozent bei 4,97 Euro. Zum späten Frankfurter Börsenhandel verbessert sich die Aktie jedoch.
Die Tourismus-Branche, die zu den größten Opfern der Corona-Pandemie zählt, schöpft Hoffnung - zumindest etwas. Doch eine nachhaltige Erholung der internationalen Urlaubsreisen wird dauern. DER AKTIONÄR hatte mutigen Anlegern in seiner Ausgabe 03/21 die TUI-Aktie bei einem Kurs von 3,93 Euro zum Kauf empfohlen. Engagierte Anleger halten die Papiere weiterhin, beachten aber die Stop-Loss-Marke bei 3,60 Euro. Charttechnisch wichtig wäre, dass der seit November intakte Aufwärtstrend bei gut 4 Euro nicht nachhaltig unterschritten wird.
Welche sieben Aktien noch Nachholbedarf besitzen, lesen Sie in der aktuellen Titelstory vom neuen AKTIONÄR. Ausgabe 10/21 können Sie nach Klick auf das folgende Bild einfach online herunterladen.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte:
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