Im TSI-Trendcheck geht es um die großen Trends. Trends, die nicht nur kurz einzelne Aktien bewegen, sondern langfristig ganze Branchen beherrschen. Eine derartige TSI-Story handelt vom Ende des Kabelfernsehens und dem Aufschwung des Videostreamings.
Auf der einen Seite stehen die TV-Größen wie ProSiebenSat.1 und CBS, auf der anderen Seite Streaming-Portale wie Netflix oder Roku. Die Aktienperformance spricht dabei eine klare Sprache zugunsten der Newcomer. Doch allzu schnell werden angesichts rasant wachsender Streaming-Dienste und schrumpfender Kabel-Abonnements zwei Dinge vergessen: Ein Kabelnetz eignet sich nicht nur für das Fernsehen und auch im Internet geben die Inhalte den Ton an. Medien-Giganten wie Comcast weigern sich daher, den neuen Konkurrenten das Feld kampflos zu überlassen.
Schnelles Internet ist der Schlüssel
In den Zahlen zum dritten Quartal beweist Comcast im Gegensatz zu seinen Kabelkonkurrenten eine gewisse Standhaftigkeit gegenüber der neuen Marktsituation. Die Umsätze im Segment „Cable Communications“ legten gegenüber dem Vorjahresquartal sogar um 3,4 Prozent auf 13,8 Milliarden Dollar zu. Keine Überraschung, denn der Rückgang der TV-Kunden um 106.000 laufende Abonnements wurde durch 363.000 neue Internetkunden mehr als nur aufgefangen. Der größte Betreiber von US-Kabelnetzen beweist damit, dass das Kabelgeschäft noch lange nicht am Ende ist. Die steigende Zahl der Kunden, die Internetgeschwindigkeiten von bis zu 200 Mbit/s insbesondere für Video-Streaming benötigen, zeigt vielmehr, dass High-Speed-Kabelnetze eine wichtige Voraussetzung für die neue Streaming-Landschaft sind.
Auf Kuschelkurs mit Netflix
Doch es gibt einen weiteren Punkt, wie sich Comcast von anderen Medienkonzernen oder Kabelfirmen abhebt. So verzichtet die Unternehmensführung auf ein eigenes, exklusives Streaming-Angebot und vertreibt seine Produktionen sowohl in den Kabelkanälen, im eigenen Time-Shift-Stream oder aber auch auf Netflix. Mit dem Streaming-Vorreiter hat Comcast langfristige Verträge für die Zweitausstrahlung von Inhalten geschlossen. Insbesondere die Inhalte der Universal Studios werden nach dem baldigen Wegfall von Warner, 21st Century und Disney für Netflix immer wichtiger. Positiv für künftige Verhandlungen! Daneben können Comcast-Kunden innerhalb ihres Abonnements Netflix dazubuchen. Für den Kabelkonzern erhöht dieser Deal die Kundenbindungsrate – für das Streaming-Portal ist es ein Weg, neue Kunden zu gewinnen.
Günstig zu haben
Einige Analysten sehen den Kuschelkurs mit Netflix zwar kritisch, denn der Newcomer ist für sein aggressives Wachstum bekannt. Doch der Konsens sieht langfristig stabile Wachstumsaussichten für Comcast. Zusätzliches Kurspotenzial bietet die Übernahme von Sky, auch wenn angesichts des teuren Zukaufs das Aktienrückkaufprogramm vorerst ausgesetzt wurde. Angesichts der Risiken durch Streaming-Plattformen und der teuren Sky-Übernahme ist die Comcast-Aktie zu Jahresbeginn unter Druck geraten und aktuell günstig zu haben. DER AKTIONÄR empfiehlt Anlegern, auf den neuen Aufwärtstrend zu setzen und eine erste Position aufzubauen.