Börse ist manchmal so verrückt, dass ein bisschen Stoff ausreicht, um den Aktienkurs eines kriselnden Unternehmens zu pushen. Doch oft ist es so, dass eine Rallye auch ganz schnell wieder vorbei ist.
Trainingsanzüge sind out. Der Nationaltrainer von heute trägt Businesskleidung. Wie Gareth Southgate. Der Coach der englischen Nationalmannschaft präsentierte sich bei der WM in Russland als Trendsetter: Southgate trug während der Spiele Anzugshose, Hemd, Krawatte – und Weste!
Das Modell kam bei vielen Herren von der Insel so gut an, dass sie sich umgehend eine Weste kauften – und zwar bei Marks and Spencer, dem offiziellen Ausstatter der Nationalmannschaft. Das britische Modeunternehmen meldete prompt ein Absatzplus von 35 Prozent – seit WM-Beginn!
„Ich wundere mich darüber, denn als Mittelfeldspieler, der viele Schläge gegen den Kopf bekommen hat, bin ich normalerweise keine Modeikone“, kommentierte Southgate. „Ich kenne meine Stärken und weiß, dass ich kein David Beckham bin.“
Die Aktie von Marks and Spencer durchbrach nach den Verkaufszahlen die 200-Tage-Linie und kletterte auf ein Vier-Wochen-Hoch. In den vier Wochen, die die WM dauerte, kletterte die Aktie um zwölf Prozent.
Jetzt ist die gute Laune schon wieder vorbei, die Aktie konsolidiert. Die Analysten warnen vor der Absturzgefahr. Elf Experten raten zum Verkauf, elf sagen „Halten“, nur fünf empfehlen, den Titel zu kaufen. Das durchschnittliche Kursziel liegt 1,9 Prozent unter dem aktuellen Kurs.
Fundamental sieht es nämlich überhaupt nicht rosig aus für Marks & Spencer – trotz Gareth Southgate. Dem 1884 gegründeten Traditionsunternehmen machen Online-Modehändler wie Asos oder Boohoo schwer zu schaffen. Asos wächst beim Umsatz um 25 Prozent im Jahr, Marks and Spencer um 0,4 Prozent.
Zeitenwende
Diese Zahlen sprechen klar dagegen, dass der Aufschwung von Marks & Spencer nachhaltig ist. Der Fall zeigt einmal mehr, wie sehr gut aufgestellte Online-Händler den etablierten Modehändlern zusetzen. DER AKTIONÄR setzt deswegen lieber weiter auf Zalando.