Der Name Buffett steht normalerweise für die pure Lust am Investieren. Doch jetzt signalisiert sein Indikator Ungemach. Buffett-Kenner Hendrik Leber bleibt trotzdem entspannt.
Es gibt nur wenige Anleger, die sich so intensiv mit dem großen Warren Buffett beschäftigt haben wie Acatis-Fondsmanager Hendrik Leber. Deswegen ist er auch Ansprechpartner Nummer 1, wenn es darum geht, die Bedeutung des Buffett-Indikators zu erklären. Liegt die Marktkapitalisierung des Wilshire 5000 Index, der alle börsengehandelten US-Unternehmen umfasst, über dem Bruttoinlandsprodukt, ist der Markt teuer bewertet. Derzeit beläuft sich der Wert auf 116 Prozent.
DER AKTIONÄR: Vor den letzten großen Crashs ist der Buffett-Indikator immer merklich über 100 Prozent gestiegen. Kommt jetzt der große Knall?
HENDRIK LEBER: Ich glaube es eigentlich nicht. Wir haben mit der extremen Niedrigzinspolitik eine Besonderheit an den Märkten. Man muss den Aktienmarkt immer in Relation setzen zu den anderen Märkten. Da gibt es den Markt für die festverzinslichen Wertpapiere. Der ist dermaßen unattraktiv mit Renditen von unter einem Prozent. Somit hat der Aktienmarkt das Recht, relativ dazu teurer zu sein. Deshalb können die Aktienmärkte ruhig noch 20 bis 30 Prozent laufen bis zum Crash.
Kann man den Markt mittels Buffett-Indikator auch kurzfristig einschätzen?
Kurzfristig kann das wohl keiner. 2001 und 2007 hatte der Indikator Spitzenwerte erreicht. Dass der aktuelle Wert mit 116 Prozent schon ein Spitzenwert ist, denke ich nicht
Glauben Sie, dass Buffett derzeit Positionen verkauft?
Das kann ich mir nicht vorstellen. Buffetts Kasse ist prall gefüllt, er muss investieren. Er ist für jede passende Gelegenheit an der Börse dankbar. Überhaupt ist zu viel Geld im Markt, das untergebracht werden muss. Weder Buffett noch jeder andere, der Aktien hat, sollte jetzt verkaufen. In ein paar Jahren werden sie teurer sein und es wird schwieriger sein reinzukommen.