Acht Kilogramm Plastikmüll haben einen Wal in Thailand das Leben gekostet – diese Schlagzeile sorgte rund um den Globus für Entsetzen. Und das zu Recht: Denn das zunehmende Plastikmüllproblem betrifft uns alle, auch die Wirtschaft und die Politik. Die Europäische Kommission will nun ein Maßnahmenpaket auf den Weg bringen, um das Plastikproblem in den Griff zu bekommen. Neben Verboten für diverse Wegwerfartikel aus Plastik sollen auch die Recyclingquoten erhöht werden.
In diesem Zusammenhang plant die Kommission die Mitgliedsstaaten zu verpflichten, 90 Prozent aller Plastikflaschen bis 2025 einzusammeln. Der Top-Profiteur dieses Vorhabens ist die norwegische Tomra Systems, die weltweit führend auf dem Gebiet für Plastikflaschen-Sammelsysteme ist. Doch Tomra hat weitaus mehr Pfeile im Köcher.
Zwei starke Kerngeschäfte
Viele kennen Tomras Pfandautomaten für Flaschen und Dosen. In Deutschland hat sich dieses Sammelsystem längst etabliert. Großbritannien setzt ein entsprechendes Gesetz zum Plastikflaschenrecycling jetzt erst um. Sollten die ergriffenen Maßnahmen von Deutschland und dem Vereinigten Königreich auch in den anderen Ländern der Europäischen Union Anwendung finden, dürfte sich Tomra in den kommenden Jahren vor Aufträgen kaum retten können. Ohnehin verdienen sich die Norweger bereits mit dem Ersatzgeschäft von älteren Pfandautomaten eine goldene Nase. Ganz zu schweigen von dem unfassbaren Potenzial in den Schwellenländern wie beispielsweise Indien.
Doch auf einem Bein steht man bekanntlich schlecht. Im Jahr 2000 hat Tomra noch den gesamten Umsatz mit solchen Sammellösungen generiert. Im Laufe der Zeit stellte sich der Konzern breiter auf und hat sich ebenfalls im lukrativen Markt für Sortierlösungen positioniert. Im kommenden Jahr könnte dieser Geschäftsbereich sogar das klassische Geschäft mit den Sammelsystemen überholen.
Sammeln und sortieren
Das Segment „Sorting Solutions“ hat Tomra Systems in den letzten Jahren durch gezielte Zukäufe verstärkt, um vom nächsten Megatrend zu profitieren. Die Rede ist von den sogenannten „Superfruits“ wie Cranberrys oder Gojibeeren. Mit der Akquisition der neuseeländischen BBC Technologies im Jahr 2018 verfügt Tomra Systems laut eigenen Aussagen nun über das „umfassendste Portfolio für die Sortierung und Verpackung von Kleinfrüchten für große und kleine Packhäuser sowie für die wachsende Zahl von Distributionszentren für Umpack- und Frischeprodukte weltweit.“ Die Weichen für weiteres Wachstum sind also auch in diesem hochinteressanten Geschäftsbereich von Tomra längst gestellt.
Teuer, aber einfach gut
Die Rahmenbedingungen könnten für Tomra Systems in den kommenden Jahren kaum besser sein, die Auftragsbücher sind jetzt schon prall gefüllt. Kein Wunder, dass der Markt diese hervorragenden Perspektiven mit satten Kursaufschlägen quittiert hat. Aktuell beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2018 knackige 40. Teuer, ohne Zweifel. Und dennoch: Bei größeren Schwächeanfällen an der Börse sollten langfristig agierende Anleger die norwegische Aktie einsammeln.
Hinweis: Dieser Artikel erschien bereits in der AKTIONÄR-Ausgabe 24/2018 im Rahmen der Titelstory: "Starke Aktien trotzen der Krise", welche Sie hier erwerben können.