Der Lichtkonzern Osram hat gestern Nachmittag seine Jahresziele erneut gekappt. Dem Konzern macht die Schwäche in der Autoindustrie sowie im Smartphone-Markt zu schaffen. Die Strafe folgte auf dem Fuß: Die Aktie verlor am Tagesende 13,4 Prozent, und auch heute ging der Kurs zunächst abwärts. Sollte das jüngste Verlaufstief nicht halten, droht ein Absturz auf das 5-Jahres-Tief.
Die konjunkturelle Abkühlung in China lässt die Lagerbestände steigen, weswegen die Kunden mit neuen Aufträgen zögern, sagte Osram. Das Unternehmen geht nun im bis Ende September laufenden Geschäftsjahr von einem erheblichen Umsatzrückgang zwischen 11 und 14 Prozent aus. Ursprünglich hatte das Management einen stabilen bis moderat höheren Umsatz in Aussicht gestellt. Auch die operative Marge (EBITDA) soll bereinigt mit 8 bis 10 Prozent deutlich unter den Prognosen von 12 bis 14 Prozent ausfallen.
Für das zweite Quartal zeichnet sich laut Osram ein Umsatzminus von 15 Prozent sowie eine operative Marge im mittleren bis höheren einstelligen Bereich ab. Besonders betroffen ist dabei die LED-Sparte Opto Semiconductors, die unter einer "erheblichen" Unterauslastung der Produktionskapazitäten leidet. Ausgerechnet in dieser Sparte hatte Osram erst die Kapazitäten durch eine neue Fabrik im malaysischen Kulim erhöht.
Kunden agieren vorsichtig
Osram hatte bereits im Januar die Prognose für das Geschäftsjahr unter den Vorbehalt gestellt, dass sich die Nachfrage im Laufe des Jahres wieder belebt. Dies sei jedoch bislang weder eingetreten noch für den Rest des Jahres abzusehen, räumte der Konzern nun ein. "Einige unserer Kunden in der Autoindustrie, die sich zu Jahresbeginn für das zweite Halbjahr noch zuversichtlich geäußert haben, agieren zunehmend vorsichtig", so Konzernchef Berlien vor wenigen Tagen.
Osram will nun bis 2021 jährlich 200 Millionen Euro einsparen. Das Unternehmen hatte wegen der Schwäche sein Sparprogramm schon einmal verschärft. Unter anderem will Osram hunderte Stellen am Standort in Regensburg abbauen.
Übernahme in Gefahr
Die schwache Entwicklung Osrams könnte auch Auswirkungen auf die Gespräche mit den Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle haben. Die haben Interesse an einer Übernahme des Lichtkonzerns angemeldet, Osram hatte die Gespräche jüngst bestätigt. Ein Händler fürchtet nun, dass die Investoren "die Nerven verlieren und sich abwenden könnten".
Short-Chance
Aus charttechnischer Sicht droht ebenfalls Gefahr für Osram. Sollte das Oktober-Tief bei 29,71 Euro unterschritten werden (heute war es kurz der Fall), droht ein Absturz auf das Tief von 2014 bei 25,31 Euro. Das wäre ein abermaliger Rückschlag um rund 15 Prozent. DER AKTIONÄR empfiehlt deshalb ein Faktor-Short-Zertifikat auf Osram. Mehr Details dazu in der Sendung "Trading-Tipp" bei DER AKTIONÄR TV.
Mit Material von dpa-AFX