Es sind unruhige Zeiten bei ThyssenKrupp. Nach der Stahlfusion mit Tata und dem Abgang von Konzernchef Heinrich Hiesinger soll der bisherige Finanzvorstand Guido Kerkhoff vorerst für Ruhe sorgen. Eine neue Strategie für die Zukunft ist von ihm aber nicht zu erwarten.
Am Freitag dürfte der Aufsichtsrat Kerkhoff zum Interimschef ernennen. Einerseits will man damit Zeit für die Suche nach einem geeigneten Nachfolger gewinnen, andererseits ist es auch ein Signal an die Arbeitnehmer. Diese zeigten sich nach dem Rücktritt Hiesingers stark verunsichert. Kerkhoff, der als ruhiger aber beharrlicher Manager gilt, soll nun für Kontinuität stehen. Der Weggefährte Hiesingers war eng in den Konzernumbau eingebunden und hatte auch die Strategie mit ausgearbeitet, die der ehemalige Thyssen-Chef dem Aufsichtsrat diese Woche präsentieren wollte.
Ob diese wirklich umgesetzt wird, bleibt aber offen. Kerkhoff ist lediglich als Zwischenlösung gedacht, die neue Strategie soll er nicht vorgeben. Dem Finanzchef werden auch keine Ambitionen auf das Amt des Vorstandsvorsitzenden nachgesagt. Allerdings wird auch der neue Chef nicht auf den akribischen Arbeiter verzichten wollen. In Konzernkreisen heißt es, dass der Tata-Deal ohne Kerkhoff nie zustande gekommen wäre. Ein gutes Zeichen, dass nach den turbulenten Tagen nun wieder Ruhe an der Thyssen-Spitze einkehren könnte.
Schwieriges Bild
Die Euphorie nach Hiesingers Rücktritt war nur von kurzer Dauer. ThyssenKrupp benötigt eine neue Strategie, um die Richtung für die Zukunft vorzugeben. Aufgrund der komplizierten Machtverhältnisse droht allerdings eine Hängepartie bei der Suche nach einem neuen Chef. Bei einem Umbau wäre eine Neubewertung der Aktie nötig. Anleger benötigen aber weiter viel Geduld.