Die Einigung der EU-Mitgliedsstaaten auf ein Konjunkturpaket zum Kampf gegen die Folgen der Coronakrise sorgt am Dienstag für Euphorie an den Märkten. Vor allem die Zykliker profitieren. So zählen auch die Stahlaktien zu den großen Gewinnern. ThyssenKrupp und Salzgitter können jeweils rund fünf Prozent zulegen. Die gebeutelten Anleger hoffen einmal mehr darauf, dass nun die Trendwende gelingt.
Die Stahlbranche leidet seit längerer Zeit unter Überkapazitäten und Billigimporten sowie strukturellen Problemen bei wichtigen Kunden aus der Automobilindustrie. Hinzu kommen die Herausforderungen der Dekarbonisierung – also die Umstellung der Industrie auf weniger CO2-Ausstoß –, die in den kommenden Jahren viel Geld verschlingen wird.
Durch das Konjunkturpaket der EU wächst nun die Hoffnung, dass beispielsweise die Autoverkäufe wieder angekurbelt werden. Sollte sich hier eine Erholung bemerkbar machen, würden ThyssenKrupp, Salzgitter und Co dies direkt spüren. Dennoch gilt weiterhin: Eine Konsolidierung in der Branche ist quasi unvermeidbar, auch wenn eine Lösung – wie beispielsweise die immer wieder diskutierte deutsche Stahl AG als Zusammenschluss der beiden Konzerne – dafür nach wie vor nicht in Sicht ist.
Sollte die Wirtschaft wieder anziehen, dürften sich auch die zuletzt äußerst schwachen Ergebnisse der Stahlkonzerne wieder schnell erholen. Doch angesichts der Corona-Pandemie muss trotz des wachsenden Optimismus an den Aktienmärkten hier weiter ein Fragezeichen gesetzt werden. Das Risiko bei ThyssenKrupp und Salzgitter ist nach wie vor relativ hoch. DER AKTIONÄR bevorzugt deshalb weiter andere Werte.