Die Stahlbranche steckt in einer schweren Krise. Überkapazitäten, Probleme bei wichtigen Kunden wie der Autoindustrie und hohe Eisenerzpreise setzen ThyssenKrupp, Salzgitter und Co bereits seit Jahren zu – die Corona-Krise verschärft die Situation dramatisch. Da ist es kein Wunder, dass immer wieder über eine Konsolidierung diskutiert wird. Doch eine Lösung zeichnet sich noch immer nicht ab.
Gerüchte über eine deutsche Stahl AG durch einen Zusammenschluss von ThyssenKrupp und Salzgitter gibt es immer wieder. Politik und Gewerkschaften bevorzugen ein solches Szenario. Doch Salzgitter-Chef Heinz Jörg Fuhrmann hat auf der ersten rein virtuellen Hauptversammlung des Stahlkonzerns nun einmal mehr klargemacht, dass der davon wenig hält.
„Es könnte uns ja freuen, dass unser Unternehmen regelmäßig als Partner für Fusionsszenarien ins Spiel gebracht wird – das spricht für die Attraktivität und Solidität der Salzgitter AG”, so Fuhrmann. Ein Zusammenschluss als Allheilmittel in der Krise sei aber der falsche Ansatz. „Wir sehen aktuell kein Szenario, das unsere Situation im Vergleich zur Eigenständigkeit verbessern würde.
Im Gespräch mit dem AKTIONÄR hatte Fuhrmann zuletzt bereits ähnliche Worte benutzt. Im Mai sagte er jedoch auch: „Ich schließe aber nicht aus, dass es künftig ein sinnvolles Konzept geben kann. Wenn eine Win-win-Situation auch für Salzgitter entstehen würde, werden wir dem aufgeschlossen gegenüberstehen.“
Eine schnelle Lösung mit ThyssenKrupp scheint jedenfalls kaum in Sicht. An der Börse sind die deutschen Stahlaktien am Mittwoch wieder unter Druck. Solange bei Salzgitter und ThyssenKrupp keine Lösung für die Überkapazitäten in Sicht ist und die Konjunkturschwäche anhält, sollten Anleger weiter abwarten und auf andere Werte setzen.