Am Donnerstagmorgen war es soweit, der Stahlriese hat seine Zahlen für das dritte Quartal seines gebrochenen Geschäftsjahres veröffentlicht. Die steigenden Preise spülten dem Konzern deutlich mehr Umsatz in die Kasse. Jedoch enttäuschte Thyssenkrupp bei seiner Prognose für den Jahresüberschuss. So sehen die Zahlen im Detail aus.
Der Umsatz stieg im dritten Quartal um gut ein Viertel auf knapp elf Milliarden Euro, wie das Thyssenkrupp am Donnerstag in Essen mitteilte. Die Auftragseingänge konnten um 13 Prozent auf knapp zehn Milliarden Euro zulegen. Das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) konnte Thyssenkrupp mit 721 Millionen Euro fast verdreifachen.
Treiber der Entwicklung waren höhere Umsätze und bessere Margen im Handels- und im Stahlgeschäft. Dazu kamen Effizienzsteigerungen im Zusammenhang mit dem laufenden Restrukturierungsprogramm. Gegenläufige Faktoren waren die anhaltenden Lieferkettenprobleme und höhere Rohstoff- und Materialkosten. Diese belasteten insbesondere das Automobilzuliefergeschäft sowie die Sparte für Industriekomponenten spürbar, wie der Konzern erläuterte. Lieferengpässe sorgen auch für verzögerte Abrufe aus der Automobilbranche im Stahlgeschäft.
Auch im dritten Quartal haben wir unsere verbesserte Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt", kommentierte Finanzvorstand Klaus Keysberg. "Da werden wir nicht nachlassen."
Auswirkungen der hohen Zinsen
Wegen der gestiegenen Zinsen und damit einhergehenden höheren Kapitalkosten musste Thyssenkrupp Wertberichtigungen von 480 Millionen Euro vornehmen, die überwiegend auf den Stahlbereich entfielen. Das Nettoergebnis nach Minderheiten ging daher von 125 Millionen auf 76 Millionen Euro zurück. Aus diesem Grund senkte das Unternehmen auch seine Prognose für den Jahresüberschuss und geht nun von einem hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich aus. Bislang wollte Thyssenkrupp hier mindestens eine Milliarde Euro erreichen.
Boom bei den Rohstoffpreisen
Die stark gestiegenen Rohstoff- und Materialpreise und verzögerte Kundenabrufe sorgten auch im dritten Quartal für einen Anstieg des Umlaufvermögens. Der bei Analysten stark im Vordergrund des Interesses stehende freie Mittelfluss (Cashflow) vor Fusionen und Übernahmen verschlechterte sich daher auf minus 412 Millionen Euro, nach einem Abfluss von 235 Millionen Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Im Vergleich zum Vorquartal war der Mittelabfluss jedoch deutlich geringer.
Der Preisanstieg habe Thyssenkrupp auch im dritten Quartal belastet, so Keysberg. "Für das vierte Quartal erwarten wir aber eine deutliche Entspannung beim Nettoumlaufvermögen und auch einen deutlich positiven Cashflow."
Den restlichen Ausblick bestätigte das Unternehmen. Thyssenkrupp erwartet für 2021/22 (per Ende September) einen Umsatzanstieg im niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) soll von 796 Millionen auf mindestens zwei Milliarden Euro steigen. Dazu rechnet das Management mit einem freien Mittelabfluss vor Fusionen und Akquisitionen im mittleren dreistelligen Millionenbereich.
Die Zahlen respektive die Prognose kamen gemischt an. Nach einem Kursrutscher zu Handelsbeginn am Donnerstag konnte sich die Thyssen-Aktie nun wieder in die Gewinnzone schieben. Solange der Stahlbereich noch Bestandteil des Konzerns ist, wird die hohe Zyklik beim Stahl weiter dafür sorgen, dass die Thyssenkrupp-Aktie sehr konjunkturabhängig ist. Aktuell greifen angesichts der Rezessionssorgen deshalb nur spekulative Anleger zu.
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(Mit Material von dpa-AFX)