Das Auf und Ab bei ThyssenKrupp geht weiter. Am Dienstag sind Zykliker an der Börse wieder stark gefragt, was die Aktie des Industriekonzerns an die MDAX-Spitze befördert. Mit einem Plus von knapp sechs Prozent startet die nächste Attacke auf die 6,00-Euro-Marke. An der Ausgangslage hat sich aber nichts geändert.
Anleger setzen darauf, dass die Corona-Impfstoffe schnell für ein Ende der Beschränkungen sorgen. Eine folgende Erholung der Wirtschaft würde gerade dem wichtigen und kriselnden Stahlgeschäft von ThyssenKrupp in die Karten spielen. Hier wird derzeit viel Geld verbrannt, weshalb die Suche nach Lösungen nach wie vor auf Hochtouren läuft. Eine Erholung der Konjunktur und vor allem der Autoindustrie würde hier den Zeitdruck etwas lindern.
Doch es ist zu einfach, die Krise bei ThyssenKrupp auf die Corona-Pandemie zu reduzieren. Bereits vor dem Ausbruch stand der Konzern mit dem Rücken zur Wand. Nicht nur der Stahl drückt auf die Bilanz. Von den sechs fortgeführten Bereichen erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr lediglich die Marinesparte einen operativen Gewinn – und auch der war marginal.
Wird der Stahl aufgegeben, muss ThyssenKrupp sich selbst wieder eine Zukunft geben. Hoffnungsträger sind nach dem Verkauf der Aufzugssparte im Konglomerat rar gesät. Hier liegt die Herausforderung für Konzernchefin Martina Merz. Denn es ist auch klar, dass ThyssenKrupp durchaus noch Werte hat. Angesichts eines Umsatzes von 29 Milliarden Euro und eines Eigenkapitals von 3,7 Milliarden Euro erscheint der Börsenwert von mehr als zehn Milliarden Euro sehr niedrig – auch wenn operativ wohl auch 2021 erhebliche Verluste anfallen.
Die Bewertung ist niedrig, doch die Risiken bleiben groß. DER AKTIONÄR sieht ThyssenKrupp deshalb weiter nicht als Kauf. Wer auf eine Erholung der Stahlsparte setzen will, greift vielmehr zum Stahlhändler Klöckner & Co.