Wer bricht ihn endlich, den IPO-Bann in Frankfurt? Seit mehr als einem Jahr liegt das Geschäft mit Börsengängen an der Börse Frankfurt brach. Mit Ionos hat es in dieser Zeit nur eine Firma in ein reguliertes Börsensegment geschafft. Prominentester Kandidat auf ein IPO ist derzeit die ThyssenKrupp Wasserstoff-Tochter Nucera. Jetzt bekommt sie Konkurrenz von Fernbus- und Bahn-Betreiber Flix.
Der Markt für Neuemissionen liegt brach. Seit über einem Jahr tut sich wenig bis nichts. Jetzt könnte Bewegung in das Geschäft kommen, das bestenfalls nicht nur für Investmentbanken lukrativ ist, sondern auch für Privatanleger. Mit der Wasserstoff-Tochter von ThyssenKrupp Nucera steht ein aussichtsreicher Kandidat bereits in den Startlöchern. Doch ob Anleger hier ein Schnäppchen werden machen können, ist zumindest fraglich. Beobachter sehen das Potenzial in erster Linie beim dann abgebenden Eigentümer ThyssenKrupp. Die Baader Bank etwa hat Thyssenkrupp zuletzt anlässlich des geplanten Börsengangs von Nucera auf "Buy" mit einem Kursziel von 16 Euro bestätigt. In seiner Begründung schreibt Analyst Christian Obst, erstes Ziel sollte sein, den letzten Euro aus dem Börsengang herauszuquetschen. Doch auch wenn das nicht nach großen IPO-Zeichnungsgewinnen klingt, erhofft sich der Markt mitunter große Effekte. So sieht Thomas Mordelle vom Analysehaus Bryan Garnier in den Plänen eines Nucera-IPO gar einen "Game-Changer" für die Branche mit daraus resultierendem Konsolidierungspotenzial.
Gesellschaft für Nucera aus München
Nucera könnte das erste große IPO seit langer Zeit auf dem Frankfurter Parkett werden. Oder aber von dem Münchener Fernbus- und Bahn-Betreiber Flix überholt werden. Wie die Nachrichtenagentur Reuters zuletzt berichtete, rückt ein solcher Börsengang des als profitabel geltenden Unternehmens in Reichweite. Ende dieses Jahres oder zu Beginn des kommenden soll es soweit sein. Flix habe vorbereitende Schritte eingeleitet. So sollen Investmentbanken eingeladen worden sein, bei der Auswahl der richtigen Partner die US-Investmentboutique Evercore helfen. Solche Schritte ergreifen Unternehmen im Regelfall etwa ein halbes Jahr vor dem avisierten Emissionszeitpunkt.
Ganz gleich, wer am Ende den Eisbrecher gibt: Es wird Zeit, dass wir in Deutschland wieder "gute" Börsengänge sehen. Bei Nucera ist aufgrund der Wasserstoff-Thematik mit erheblichem Interesse zu rechnen. Aber eben auch mit Durchsetzung der von Obst beschriebenen Maxime, maximales aus dem Börsengang rauszuholen. Und zwar aus Sicht von ThyssenKrupp. Weswegen es hier ratsam sein könnte auf ThyssenKrupp zu setzen statt auf Nucera-Zeichnungsgewinne zu hoffen. Flix indes wird Mittel einsammeln wollen, um weiteres Wachstum zu finanzieren, etwa Übernahmen.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Thyssenkrupp.