Am Freitag hat ThyssenKrupp seine Zukunftsstrategie komplett über den Haufen geworfen. An der Börse kam das gut an, die Aktie reagierte mit einem Mega-Kurssprung von 28 Prozent. Statt Stahlfusion und Aufspaltung plant der Konzern nun den Börsengang der Aufzugsparte. Die Aktie steht damit vor einer Neubewertung.
Was ist am Freitag eigentlich passiert?
Die Bedenken der EU-Kommission und die Kritik an der geplanten Zweiteilung des Konzerns haben zu einem Umdenken im Management geführt. Die alten Pläne wurden komplett verworfen. Stattdessen soll die Aufzugsparte an die Börse gebracht werden.
Was bedeutet ein Börsengang der Aufzugsparte?
Bereits in der Vergangenheit wurde der Börsengang immer wieder gefordert. Hintergrund: Wettbewerber wie Schindler oder Kone werden an der Börse deutlich höher bewertet als "ThyssenKrupp Elevator" im Konglomerat. Auch das Interesse der Anleger dürfte groß sein, die Konzernperle ist in einer lukrativen wie zukunftsträchtigen Branche aktiv.
Was sagen die Experten?
Die Wende bei ThyssenKrupp kam gut an. ThyssenKrupp könne wieder mehr Börsenwert schaffen. Viele Experten sahen die Stahlfusion und auch die Aufspaltung zuvor ohnehin kritisch. Zudem könnte die Aussicht auf einen Börsengang die Leerverkäufer wieder unter Druck setzen, heißt es von Analystenseite.
Was ist am Wochenende noch passiert?
Trotz des Scheiterns der Tata-Fusion sucht ThyssenKrupp weiter nach Alternativen für die Stahlsparte. Allerdings plant Konzernchef Guido Kerkhoff wegen der EU-Bedenken nun, die Mehrheit an der Sparte zu behalten. Auch das Komponentengeschäft stehe auf dem Prüfstand – hier sei auch eine Minderheitsbeteiligung denkbar.
Zudem fordern die Arbeitnehmer Klarheit nach dem radikalen Strategiewechsel. Vor allem für den Stahlbereich wird ein Zukunftskonzept erwartet, um betriebsbedingte Kündigungen möglichst zu vermeiden.
Wie geht es jetzt weiter?
Im Gespräch mit dem Handelsblatt sagte Kerkhoff, dass der Börsengang der Aufzugsparte keine zwei Jahre dauern wird. Bis dahin dürfte die Aktie von ThyssenKrupp neu bewertet werden. Alleine die Tochter ist nach dem Kurssprung noch deutlich mehr wert als das gesamte Konglomerat.
Anleger sollten nun aber nicht in Kaufpanik verfallen und abwarten, ob es nach dem Mega-Kurssprung noch zu einer Konsolidierung kommt. Im frühen Handel verliert die Aktie am Montag bereits rund fünf Prozent. Der DAX-Titel gehört in jedem Fall auf die Watchlist, Anleger sollten vor dem Neueinstieg den zu erwartenden Rücksetzer aber noch von der Seitenlinie beobachten.