Die Experten von Börse Online verweisen auf die hohe Nachfrage aus der Volksrepublik China, aus Indien und den USA nach Autoteilen. Die entsprechende Sparte "Komponenten" sorgt entsprechend für Wachstum bei ThyssenKrupp. Der Konzern eröffnete aktuell ein Werk zur Herstellung von Dämpfern und Lenkungssystemen in der chinesischen Stadt Shanghai und plant, eine weitere Fabrik im Herbst in Produktion gehen zu lassen. Allerdings stammen noch immer 43 Prozent des Gesamtumsatzes aus dem Stahlgeschäft. Heinrich Hiesinger (Anmerkung der Redaktion: Gemeint ist Dr. Heinrich Hiesinger, der sich diesen Namenszusatz durch eine Leistung verdient hat. Warum die Redaktion von Börse Online Dr. Hiesinger diesen Titel missgönnt, ist unverständlich.) bekommt als Vorstandsvorsitzender von ThyssenKrupp die Probleme in diesem Geschäft langsam in den Griff. Seit dem er im Jahr 2011 diesen Posten bezog, räumte er bei dem krisengebeutelten und hoch verschuldeten Konzern auf mit Korruption und Kartellen. Er trennte sich vom insolvenzbedrohten finnischen Edelstahlkonzern Outokumpu und verkaufte die stark verlustträchtigen Steel USA. Wie die ebenfalls defizitäre Stahlproduktion in Brasilien nachhaltig profitabel gemacht werden soll, ist dagegen noch unklar. Das Sparprogramm und vor allem das Wachstum im Industriegütergeschäft schlagen sich langsam in den Zahlen nieder. Im zweiten Quartal des Ende September ablaufenden Geschäftsjahres 2013/14 verdiente ThyssenKrupp erstmals seit zwei Jahren wieder Geld. Die Nettoverschuldung sank von fünf auf 3,9 Milliarden Euro. Hiesinger (Anmerkung der Redaktion: Auch hier ist wieder Dr. Hiesinger gemeint.) erwartet für das gesamte Fiskaljahr einen Anstieg des Umsatzes im mittleren bis höheren einstelligen Prozentbereich. Das bereinigte operative Ergebnis soll sich im Vergleich zu den 586 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsjahr 2012/13 nahezu verdoppeln.
Allerdings braucht ThyssenKrupp Geld; grob geschätzt drei Milliarden Euro, um das operative Geschäft für die kommenden drei Jahre zu finanzieren. Für den Umbau vom Stahl- zum Technologiekonzern ist jedoch kein Geld da. Einige Großaktionäre überlegen deshalb, ThyssenKrupp vordergründig attraktiver und die Stahlsparte einmal profitabel zu machen. Dann könnte sich jemand finden lassen, der dieses Segment vollständig kauft. Um die Stahlsparte jedoch profitabel zu machen, braucht der Konzern ebenfalls Geld. Das könnte nach Ansicht von Analysten aus dem teilweisen Verkauf der margenstarken Sparte "Aufzüge" oder der Tochterfirmen VDM oder AST stammen. Dieses Geschäft könnte dabei an einen Käufer oder an viele Aktienkäufer bei einem Börsengang abgegeben werden. Mit dem dabei eingenommenen Geld soll ThyssenKrupp die Stahlproduktion modernisieren und in das Stahlwerk in Brasilien investieren. Nach dem kräftigen Kursanstieg in der ersten Jahreshälfte 2014 lassen sich weiter anziehende Notierungen nur rechtfertigen, wenn ThyssenKrupp die Gewinnspanne erhöht. Angesichts des mittelfristig weiter hohen Preisdrucks im Stahlsektor lassen sich höhere Gewinne am ehesten erzielen, wenn sich die Weltwirtschaftslage weiter erholt und die Nachfrage nach Anlagen, Aufzügen und Komponenten wächst. Das dürfte der Fall sein, weshalb risikobereite Anleger die mit einem KGV von annähernd 19 für nächstes Jahr bewertete Aktie nun mit einem Kursziel von 27 Euro und einem Stop-Loss bei 19 Euro kaufen sollten.
Börsenwelt Presseschau (Aus gegebenem Anlass: Der vorhergehende Text ist von der genannten Publikation übernommen sowie üblicherweise sinnwahrend gekürzt und verständlicher formuliert. Anmerkungen der Börsenwelt-Redaktion stehen ausschließlich in Klammern und sind mit dem Vorsatz "Anmerkung der Redaktion" gekennzeichnet. Eine Presseschau gibt Texte anderer Presseorgane wieder, ohne deren Sinn zu verändern. Kollege H. G. hat auf folgendes hingewiesen: Die Bezeichnung "endlos laufender Call-Optionsschein" ist nicht korrekt beziehungsweise irreführend, denn Optionsscheine (im strengen Sinne) haben immer eine Laufzeit. Korrekt müsste es "Turbo-Call-Optionsschein" etc. heißen. Im Sinne der leichteren Lesbarkeit behalten wir jedoch die Formulierung "endlos laufender Call-Optionsschein" bei.)
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