Anleger warten bei ThyssenKrupp ungeduldig auf die Fusion der Stahlsparte mit dem indischen Wettbewerber Tata Steel. Doch die Abspaltung wird zur Zerreißprobe für den DAX-Konzern. Management, Großaktionäre und Arbeitnehmervertreter finden derzeit keinen Konsens. Für ThyssenKrupp-CEO Heinrich Hiesinger steht viel auf dem Spiel.
Die ersten Großaktionäre verlieren bereits die Geduld. Der aktivistische Investor Cevian, der über 15 Prozent der Anteile hält, könnte Hiesinger den Rücken kehren. Aus Kreisen von Cevian heißt es, man habe sich noch nicht festgelegt, schließe aber auch keine Variante aus. Eine Zerschlagung könnte kurzfristig lukrativer sein und das bislang enttäuschende Investment retten.
Ingo Speich von Union Investment, die mit 0,3 Prozent beteiligt ist, zählt Hiesinger ebenfalls an: „Das ist ein zwingender Schritt, den wir jetzt sehen müssen“, fordert er vehement die Transformation von ThyssenKrupp zum Technologiekonzern. Bei Tata stehe viel auf dem Spiel. „Ein Scheitern wäre für Hiesinger sehr negativ. Er hat an dem Deal lange gearbeitet.“
Harter Kampf
Noch deutlicher werden die Arbeitnehmervertreter, die einen Jobabbau in Deutschland zugunsten der britischen Tata-Werke befürchten. „Dann ist das nicht mehr unser Mann“, fährt Stahlbetriebsratschef Günter Back eine klare Kante gegen Hiesingers Tata-Pläne. Das Problem: Da die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat wohl geschlossen gegen die Abspaltung votieren werden, müsste Aufsichtsratschef Ulrich Lehner sein Doppelstimmrecht einsetzen – für ThyssenKrupp eigentlich ein Unding, nachdem man immer wieder betont hat, dass in der Historie alle Entscheidungen einvernehmlich getroffen wurden. Allerdings: Sollte Cevian Hiesinger die Gefolgschaft verweigern, wäre dieses Szenario ohnehin hinfällig.
Ausbruch lässt auf sich warten
Der ersehnte Durchbruch in den Verhandlungen mit Tata ist gelungen. Allerdings ebbt der vehemente Widerstand im Konzern nicht ab. Vor allem die Reaktion Cevians verunsichert die Anleger. Der charttechnische Ausbruch über die Marke von 27,07 Euro lässt damit weiter auf sich warten. Doch selbst wenn es statt der lukrativen Tata-Fusion zu einer Zerschlagung des Konzerns kommt, steht die Aktie vor einer Neubewertung. Auch dann sollten Kurse über 30 Euro möglich sein. Anleger lassen die Gewinne deshalb nach wie vor laufen.