Die Erholungsrallye am Gesamtmarkt in dieser Woche ist an ThyssenKrupp wieder einmal weitgehend vorbeigegangen. Der kurzzeitige Anstieg zu Wochenbeginn wurde bereits abverkauft, der MDAX-Titel notiert erneut im Bereich der 4,00-Euro-Marke. Anleger brauchen beim Umbau weiter viel Geduld.
Im Mittelpunkt steht weiterhin die Stahlsparte. In dieser Woche gab es zwar ermutigende Aussagen von ArcelorMittal zu einer beginnenden Erholung in der Branche. Doch die Zahlen des Weltmarktführers sowie Aussagen von Salzgitter haben auch untermauert, dass die Stahlkocher weiter viel Geld verbrennen. ThyssenKrupp kann sich das aufgrund der angespannten bilanziellen Situation allerdings kaum mehr erlauben – eine Lösung für den Bereich muss also dringend her.
Die Offerte von Liberty Steel steht noch immer im Raum. Doch ein nachhaltiges Konzept scheint zu fehlen, bei den Arbeitnehmern trifft das Angebot entsprechend auf wenig Gegenliebe – und auch das Management prüft weiter alle Optionen. Klar ist aber auch: Potenzielle Interessenten kennen die schwierige Situation von ThyssenKrupp, entsprechend schwach ist die Verhandlungsposition von Konzernchefin Martina Merz.
Offene Zukunft
Hinzu kommt, dass nach wie vor unklar ist, wo ThyssenKrupp überhaupt hin will. Bei einem Verkauf der Stahlsparte verliert der Konzern sein langjähriges Herzstück. Viele andere Bereiche stehen ebenfalls zur Disposition. Die wenigen Geschäfte, an denen der Konzern festhalten könnte, wie die Industriekomponenten oder der Werkstoffhandel taugen derweil kaum dazu, um bei den Stakeholdern Aufbruchstimmung zu erzeugen.
Mit Spannung werden nun die Zahlen am 19. November erwartet. ThyssenKrupp dürfte auch im abgelaufenen Quartal stark unter der Corona-Pandemie gelitten weiter viel Geld verbrannt haben. Anleger brauchen also weiterhin viel Geduld. DER AKTIONÄR rät deshalb unverändert von einem Investment ab.