Das Wochenende hat keine Entspannung gebracht. Die Coronavirus-Pandemie spitzt sich weiter zu und verschärft auch die Situation bei ThyssenKrupp. Aufgrund der Managementfehler der Vergangenheit kämpft der Konzern ohnehin bereits ums Überleben. Immer mehr Anleger zweifeln daran, dass der Turnaround gelingt. Die Aktie bricht zu Wochenbeginn erneut um zehn Prozent ein.
Durch den Verkauf der Aufzugssparte bekommt ThyssenKrupp zwar mehr als 17 Milliarden Euro in die klammen Kassen gespült. Doch die schwache Bilanz und die Folgen der Corona-Krise könnten das Geld schneller aufzehren als gedacht. Zudem zeigen die schwachen Zahlen des Rivalen Salzgitter, wie problembeladen die Stahlbranche ist – ausgerechnet der Sektor, der beim MDAX-Konzern wieder zum Kerngeschäft werden soll.
Nach wie vor ist es schwer abzuschätzen, wie stark die Auswirkungen der Epidemie sind. Eine deutliche Abschwächung der Konjunktur würde die Stahlbranche aber hart treffen. Die ohnehin vorhandenen Überkapazitäten würden auf eine noch schwächere Nachfrage treffen, zudem wird die Autobranche als wichtiger Kunde besonders stark von der Krise getroffen. Da ThyssenKrupp zudem Milliarden in die maroden Stahlhütten investieren muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben und die eigenen Klimaziele zu erreichen, scheint aktuell schwer vorstellbar, wie das Stahlgeschäft den Turnaround schaffen soll.
Die lukrativen Aufzüge sind verkauft, der Stahl steckt in einer tiefen Krise und auch das Komponentengeschäft sowie der Anlagenbau sind kaum in der Lage, die eigenen Kapitalkosten zu decken. Es ist ein explosives Gemisch, bei dem es um das Überleben des Industriekonzerns geht. Anleger sollten das Risiko nicht eingehen und im ohnehin äußerst schwierigen Marktumfeld an der Seitenlinie bleiben.