Es sind weiterhin turbulente Tage bei Thyssenkrupp. Die Konzernführung will offenbar das Management der Stahltochter austauschen, die Arbeitnehmervertreter wettern derweil gegen die Kritik der Führungsebene. Und jetzt mischt sich die Politik ein. Die Aktie notiert nach wie vor nur knapp über dem Allzeittief.
Die Berichte über eine mögliche Vertragsaufhebung von drei der fünf Stahlvorstände, darunter Stahlchef Bernhard Osburg schlagen weiter hohe Wellen. Konzernchef Miguel López befindet sich schon länger im Streit mit Osburg und hatte diesen wegen seines Businessplans zuletzt auch öffentlich angezählt. Auch die Arbeitnehmervertreter bekamen ihr Fett weg. In einer Erklärung, die unter anderem der Aufsichtsratsvorsitzende Siegfried Russwurm und Ursula Gather, die Leiterin der Krupp-Stiftung, dem größten Einzelaktionär des Unternehmens, unterzeichneten, wurden vor allem Rhetorik und persönliche Angriffe verurteilt.
Wenig überraschend nehmen die Gewerkschaften das nicht einfach so hin. „Die Erklärung ist der offensichtliche Versuch, Ursache und Wirkung umzudrehen und sich vor der Verantwortung wegzuducken“, so der Vize-Chef der IG Metall, Jürgen Kerner. Er ist gleichzeitig stellvertretender Vorsitzende des Thyssenkrupp-Aufsichtsrats und bezeichnete das Vorgehen als „billig und stillos“. „Nicht wer 'Feuer' ruft, ist für den Brand verantwortlich, sondern wer das Feuer legt.“
Angesichts der verhärteten Fronten hat der Duisburger Bundestagsabgeordnete Felix Banaszak (Grüne) nun die Wiederaufnahme von Verhandlungen gefordert und einen Moderator ins Spiel gebracht. „Es wäre angezeigt, jetzt Tempo aus der Sache zu nehmen. Wenn sich die Beteiligten selbst dazu nicht mehr in der Lage sehen, wäre zu überlegen, wer alle an einen Tisch holen könnte. So, wie es jetzt ist, kann es jedenfalls nicht weitergehen“, sagte er in der Rheinischen Post.
Eine Lösung der Konflikte ist bei Thyssenkrupp derzeit nicht in Sicht. Vielmehr spitzt sich die Lage immer mehr zu. Anleger greifen beim angeschlagenen MDAX-Konzern nach wie vor nicht ins fallende Messer und bleiben an der Seitenlinie.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Thyssenkrupp.