Das Führungschaos bei ThyssenKrupp hemmt seit mehreren Wochen den Aktienkurs. Ohne Konzern- und Aufsichtsratschef kann auch keine geeignete Strategie für den Umbau entwickelt werden. Bislang haben die Wunschkandidaten allerdings abgesagt. Zumindest eine Führungsposition wurde derweil besetzt.
Die Arbeitnehmer haben Dirk Sievers als Nachfolger von Wilhelm Segerath zum neuen Vorsitzenden des Konzernbetriebsrats gewählt. Wie sein Vorgänger stammt auch Sievers aus der Stahlsparte, er soll auch dessen Platz im Aufsichtsrat von ThyssenKrupp einnehmen. Damit ist er direkt involviert im Ringen um eine neue Strategie und die offene Führungsfrage.
„Mit mir wird es keinen Umbau des Konzerns gegen die Interessen der Beschäftigten geben“, machte Sievers gegenüber Reuters deutlich, dass die Arbeitnehmer weiter ein schwerer Verhandlungspartner bleiben. „Wir sind offen für sinnvolle Lösungen“, zeigt er sich aber auch flexibel. “Ich bin seit 31 Jahren im Unternehmen. Da hat es immer Verkäufe, Zukäufe und Umorganisationen gegeben. Strukturen sind für uns nicht sakrosankt - vorausgesetzt, die Interessen der Mitarbeiter werden gewahrt und es gibt eine langfristige Perspektive für die Beschäftigten und die Geschäfte.”
Offen für Gespräche
Es scheint also durchaus möglich, dass Management und Großaktionäre mit einer geeigneten Strategie für den Umbau auf offene Ohren bei Sievers stoßen. Zumal der neue Boss der Arbeitnehmervertreter sich auch nicht als Investorenschreck verstehen will. „Irgendwo her muss auch Kapital kommen. Wenn ein Investor akzeptiert, dass es berechtigte Interessen der Arbeitnehmer gibt und der Gesellschaft, dann habe ich gar nichts dagegen.“
Kein Neueinstieg
Gespräche mit Sievers werden kommen. Doch zunächst muss ThyssenKrupp die eigenen Führungsposten wieder besetzen. Bis es hier eine Lösung gibt, fehlen der Aktie die Impulse. Neueinsteiger sollten deshalb weiter abwarten. Wer investiert ist, beachtet unverändert den Stopp bei 18 Euro.