Einer der Hauptgründe für die geplante Stahlfusion bei ThyssenKrupp ist die schwache Finanzsituation. Mit dem Verkauf des brasilianischen Stahlwerks CSA an den Wettbewerber Ternium ist hier aber ein erster wichtiger Schritt gelungen. Früher als erwartet wurde die Transaktion, die rückwirkend zum 30. September wirksam ist, nun abgeschlossen.
ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger will den Erlös von 1,5 Milliarden Euro für eine „signifikante“ Reduzierung der Nettoschulden verwenden. Aktuell belaufen sich diese auf 6,3 Milliarden Euro. Damit soll vor allem das wichtige Gearing – so wird das Verhältnis von Netto-Finanzschulden zum Eigenkapital bezeichnet – verbessert werden. Die Kennzahl hatte sich zuletzt von 175 Prozent auf 250 Prozent verschlechtert. Das Problem: Liegt das Gearing zum Ende des Geschäftsjahres am 30. September über der Marke von 150 Prozent, können Banken einige Kreditverträge kündigen.
Mit dem Deal zieht ThyssenKrupp einen Schlussstrich unter das Amerika-Fiasko. Seit 2007 hatte der Konzern rund zwölf Milliarden Euro für Werke in Brasilien und den USA ausgegeben – davon mussten acht Milliarden Euro abgeschrieben werden. Durch die angestrebte Fusion der Stahlsparte mit dem indischen Wettbewerber Tata will sich Hiesinger künftig komplett vom Stahl trennen. Bereits heute erzielt der Konzern mehr als 75 Prozent des Umsatzes mit Industriegüter- und Dienstleistungsgeschäften.
Höhere Bewertung möglich
Ohne das Stahlgeschäft wäre ThyssenKrupp in den Augen der Anleger ein Technologiekonzern. Mit dem Fokus auf die lukrativeren Sparten Aufzugsbau, Komponentenfertigung und Industrial Solutions stünde der Aktie eine höhere Bewertung zu. Kurse über 30 Euro sind dann möglich. Die Aktie bleibt ein Kauf.