Erst seit wenigen Wochen ist Bernhard Pellens als Aufsichtsratschef bei ThyssenKrupp im Amt. Am Mittwoch gab es nun aber bereits Gerüchte, dass der Wissenschaftler schon wieder vor der Ablösung steht. Vor allem die Großaktionäre sollen einen Wechsel anstreben und wollen die ehemalige Bosch-Managerin Martina Merz an die Spitze des Kontrollgremiums hieven.
Vor allem der Finanzinvestor Cevian, der mit 18 Prozent an ThyssenKrupp beteiligt ist, drängt auf einen neuen Aufsichtsratschef. Cevian wollte bereits den Daimler-Manager Bodo Uebber als Chefaufseher installieren. Dessen hohen Forderungen und seine Nähe zum Finanzinvestor ließen die Personalie aber scheitern. Bei Merz ist das nun anders. Denn auch die Krupp-Stiftung, der zweite Großaktionär mit 21 Prozent, steht laut Handelsblatt hinter der Nominierung.
Kritik gibt es dennoch. Teile des Aufsichtsrats befürchten, dass eine schnell und überstürzte Ablösung von Pellens nach kurzer Zeit für erneute Unruhe sorgen würde. Allerdings muss Pellens das Gremium Anfang 2020 ohnehin verlassen, da er dann die gesetzliche Frist für die Verweildauer in einem Aufsichtsrat erreicht haben wird. So oder so: Es zeigt sich, dass die Führungskrise bei ThyssenKrupp nach wie vor nicht gänzlich überstanden ist.
Seitenlinie
Das Machtgefüge bei ThyssenKrupp ist kompliziert. Es wird mehr und mehr deutlich, warum viele renommierte Manager dem Konzern im Sommer abgesagt haben. Der DAX-Konzern ist quasi unführbar. Zudem belasten die operativen Probleme in allen Sparten, der Umbau dauert ebenfalls länger als erwartet. Anleger sollten das Chaos weiter von der Seitenlinie beobachten und vorerst abwarten.