Nach wie vor bleibt die Frage offen, wie es bei ThyssenKrupp weitergeht. Sowohl eine Zerschlagung als auch eine Fortführung des Konzerns als Industriekonglomerat sind möglich. Während die aktivistischen Investoren Cevian und Elliott auf weitere Abspaltungen drängen, mehren sich auch die Stimmen, die gegen eine Zerschlagung sprechen.
Armin Laschet, der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, hat nun angekündigt, eine aktivere Rolle bei der Zukunftsgestaltung von ThyssenKrupp zu spielen. „Als Mitglied im Kuratorium der Krupp-Stiftung, vor allem aber als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, werde ich jetzt erneut mit allen Akteuren sprechen, um den Zukunftsprozess von Thyssenkrupp aktiv zu begleiten“, sagte er in der Welt am Sonntag. Auch die Bundesregierung will nicht tatenlos zusehen. „Wir beobachten die Situation von ThyssenKrupp intensiv und mit zunehmender Sorge“, so Arbeitsminister Hubertus Heil.
Doch auch Wirtschaftsexperten warnen vor einer Zerschlagung. Ökonom Paul Welfens befürchtet verheerende Folgen für das Ruhrgebiet. „Thyssenkrupp ist von grundlegender Bedeutung für das Ruhrgebiet - gerade als Modernisierungssymbol“, sagte der Präsident des Europäischen Instituts für Internationale Wirtschaftsbeziehungen in der Zeitung. Ähnlich sieht es Wirtschaftsgeograf Rudolf Juchelka. So sei die Stahlfusion mit Tata der Anfang vom Ende der Stahlerzeugung in Duisburg. „Duisburg hat keinerlei eigene Rohstoffbasis mehr“, so Juchelka. Küstennahe Standorte seien deshalb wettbewerbsfähiger.
Anleger benötigen Geduld
Die unterschiedlichen Interessen, die bei ThyssenKrupp vorherrschen, verhindern weiterhin die Erholung der Aktie. Durch die Stahlfusion und die Aussicht auf weitere Abspaltungen wäre eine höhere Bewertung zwar gerechtfertigt. Anleger müssen aber nach wie vor viel Geduld aufbringen, bis es zu einer Entscheidung kommt. Da unklar bleibt, wie sich die Politik einmischen wird, bleibt die Aktie lediglich eine Halteposition.