Im freundlichen Marktumfeld zählen die kriselnden Stahlkonzerne am Montag zu den stärksten Werten an der Börse. ThyssenKrupp, Salzgitter oder Klöckner & Co können allesamt rund fünf Prozent oder mehr zulegen. Schwung verleihen optimistische Aussagen von JPMorgan zur Stahlproduktion in China. Am Wochenende kochten zudem wieder Gerüchte um einen Zusammenschluss zwischen ThyssenKrupp und Salzgitter hoch. Doch Anleger sollten hier nicht verfrüht in Euphorie verfallen.
Mehrere Medien berichteten, dass Salzgitter nun doch zu Fusionsgesprächen mit ThyssenKrupp bereit sei. Hintergrund waren Aussagen von Konzernchef Heinz Jörg Fuhrmann in der Welt am Sonntag: „Das ist nur dann eine Option, wenn ein Konzept gefunden würde, das geeignet ist, auch Salzgitter perspektivische Vorteile zu bieten. Das hat es bislang noch nicht gegeben. Ich möchte jedoch nicht ausschließen, dass es dies eines Tages geben kann.“
Zudem habe es bereits Gespräche mit ThyssenKrupp-Chefin Martina Merz gegeben. „Dass wir miteinander sprechen, speziell Frau Merz und ich, ist ja geradezu selbstverständlich“, so Fuhrmann. „Man spricht selbstverständlich nur über Sachen, über die man sich auch unterhalten darf. Das schließt geschäftliche Aspekte nicht völlig aus.“
Anleger sollten die Aussagen nun aber nicht überbewerten. Auch in der Vergangenheit, als Fuhrmann bereits mehrfach betonte, dass er in einer deutschen Stahlfusion derzeit keinen Mehrwert sehe, hatte er stets gesagt, dass er sich einer Konsolidierung nicht verschließe, wenn sie Sinn mache. Es bleibt also vielmehr beim Status quo – eine schnelle Lösung ist in der deutschen Stahlbranche nicht in Sicht.
Die Corona-Krise kommt für die Stahlkonzerne zur Unzeit. Überkapazitäten, die Probleme der Autobranche und die Herausforderungen bei der Dekarbonisierung belasten die Branche. DER AKTIONÄR rät deshalb noch immer dazu, mit einem Neueinstieg abzuwarten.