Auch knapp sechs Wochen nach Bekanntgabe des radikalen Strategiewechsels bleibt die Volatilität bei ThyssenKrupp hoch. Eine klare Richtung lässt sich beim Aktienkurs allerdings nach wie vor nicht erkennen. So wurde auch der Kurssprung vom gestrigen Dienstag – im Tagesverlauf legte die Aktie zehn Prozent zu – schnell wieder abverkauft.
Es macht sich bemerkbar, dass sich das Gros der Anleger nach wie vor nicht sicher ist, wie ThyssenKrupp nach dem Strategieschwenk jetzt einzuschätzen ist. Mit der lukrativen Aufzugsparte gehen die Kronjuwelen des Konzerns an die Börse. Das hat den Vorteil, dass Geld in die Kasse fließt, um die verbliebenen Sparten auf Vordermann zu bringen. Es hat aber auch den Nachteil, dass das Flaggschiff nicht mehr für den Großteil der Gewinne sorgen kann.
Noch haben viele Anleger augenscheinlich Zweifel, dass die anderen Sparten dies kompensieren können. Die Komponentenfertigung steckt branchenübergreifend in der Krise, das zyklische Stahlgeschäft ist ebenso wie der Werkstoffhandel nicht geeignet, um den Industriekonzern nachhaltig zu stabilisieren. Der U-Boot-Bau muss sich trotz neuer Großaufträge erst selbst stabilisieren und im teuren Anlagenbau sucht ThyssenKrupp wohl ohnehin einen Partner.
Keine Panik
Die Liste zeigt, dass nach wie vor viele Aufgaben auf das Management warten. Es wird kein leichter Weg, den taumelnden Industriekonzern wieder in die Spur zu führen. Anleger sollten aber bedenken, dass es keine radikale Umwälzung auf allen Ebenen braucht, um die Aktie wieder zu beflügeln.
Alleine die Aufzugsparte dürfte bei einem Börsengang knapp das Doppelte wert sein als ThyssenKrupp derzeit als Ganzes. Stabilisiert sich der Konzern und deuten sich auf breiter Front ein Ende der Hiobsbotschaften und eine verbesserte Profitabilität an, sind schnell deutlich höhere Kurse drin. Mutige Anleger bleiben bei der Aktie deshalb an Bord.