Mit dem radikalen Strategiewechsel nach der Absage der Tata-Fusion rückt das Stahlgeschäft bei ThyssenKrupp wieder in den Fokus. Die zyklische Sparte, von der sich der Industriekonzern eigentlich trennen wollte, bleibt nun doch Kerngeschäft. ThyssenKrupp hat auch kaum eine andere Wahl – es bleibt aber viel Arbeit.
„Die anderen Bereiche haben, mit Ausnahme der Aufzüge, nicht so eine Marktposition“, sagte Michael Muders von Union Investment – die Fondsgesellschaft zählt zu den 20 größten Thyssen-Aktionären – vergangene Woche zu Reuters. Allerdings müsse ThyssenKrupp die Stahlsparte auf Vordermann bringen.
Die Tata-Fusion hat bereits gezeigt, dass Zusammenschlüsse in Europa wegen Bedenken der Wettbewerbshüter schwierig sind. Gerüchte über Interesse aus Russland am Stahlgeschäft sind aus politischer Sicht derzeit kaum aussichtsreich. Muders hält auch Partnerschaften in Asien nicht für sinnvoll. „Man sollte sich darauf konzentrieren, sein Geschäft auf Exzellenz zu trimmen.“
Schwierige Phase
Die Konjunktursorgen belasten das zyklische Stahlgeschäft derzeit. Eine abnehmende Nachfrage bei gleichzeitig hohen Eisenerzpreisen sorgt dafür, dass die Ergebnisse in den kommenden Monaten schwach sein dürften. Allerdings ist auch klar: In guten Zeiten kann das Stahlgeschäft den Gewinn durchaus auch beflügeln.
Es bleiben schwierige Zeiten für ThyssenKrupp. Die Aktie steht noch immer unter Druck und kann sich nicht nachhaltig vom Mehrjahrestief lösen. Der Umbau muss nun Erfolg haben, die einzelnen Geschäftsbereich auf Profitabilität getrimmt werden. Durch die günstige Bewertung ergibt sich trotz der Probleme ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis. Mutige Anleger können zugreifen.