Bei ThyssenKrupp kommen die Wochen der Wahrheit. Die Hauptversammlung, die Zahlen zum abgelaufenen Quartal und der Verkauf der Aufzugssparte stehen vor der Tür. Doch die Herausforderungen für die neue Chefin Martina Merz reichen weiter. Sie muss entscheiden, für was der Konzern in der Zukunft stehen will.
Am 31. Januar steht die Hauptversammlung des gebeutelten Industriekonzerns auf der Agenda. Eine Dividende wird ThyssenKrupp angesichts der verheerenden Bilanz nicht ausschütten. Spannung ist dennoch vorprogrammiert. Das Management muss einen Plan vorlegen, wie das schwächelnde operative Geschäft aufgepäppelt werden kann und gleichzeitig die hohen Pensionsverpflichtungen und Schulden getilgt werden.
Operativ läuft es noch immer schlecht bei ThyssenKrupp. Für das laufende Geschäftsjahr 2019/20 rechnet der Konzern mit einem bereinigten EBIT auf Vorjahresniveau (802 Millionen Euro), der Free Cashflow vor M&A, der ohnehin bereits minus 1,1 Milliarden Euro betragen hat, dürfte weiter sinken. Eine positive Überraschung im ersten Quartal scheint bei der Präsentation der Zahlen am 13. Februar angesichts der anhaltenden Probleme unwahrscheinlich – es wird sich aber zeigen, wie gravierend die Auswirkungen aktuell sind.
Ebenfalls im Februar könnte dann eine Entscheidung über die Zukunft der Aufzugstochter fallen, spätestens im März will das Management eine Lösung haben. Noch ist zwar auch ein Börsengang möglich, doch ein Verkauf erscheint deutlich wahrscheinlicher. Hintergrund: So kommt schneller und mehr Geld in die Kassen. Rund 15 Milliarden Euro könnten Finanzinvestoren oder ein Wettbewerber wie Kone für ThyssenKrupp Elevator auf den Tisch legen.
In den kommenden Wochen wird sich zeigen, wo die Reise bei ThyssenKrupp hingeht. Spekulative Anleger setzen trotz der anhaltend hohen Risiken darauf, dass mit den Milliarden aus dem Verkauf der Aufzüge die Trendwende gelingt.