Tesla lieferte im zweiten Quartal 466.140 Fahrzeuge aus. Produziert wurden 479.700 Stromer. Die Zahlen übertrafen die Erwartungen der Analysten deutlich. Die Wall Street erwartete für den am 30. Juni 2023 endenden Zeitraum 445.924 Auslieferungen. Die Tesla-Aktie kletterte daraufhin zu Wochenbeginn an der Nasdaq um rund 6,9 Prozent auf 279,80 Dollar nach oben. Damit hat Tesla im laufenden Jahr seinen Börsenwert bereits mehr als verdoppelt.
Trotz der Erholungsrally in diesem Jahr bleibt der Kurs noch weit entfernt vom Rekordhoch von mehr als 414 Dollar, das Anfang November 2021 zu Buche stand.
Goldman-Sachs-Experte Mark Delaney wertete die Auslieferungen im zweiten Quartal und insbesondere im Juni als unerwartet stark. Er schrieb, zum Quartalsbericht Mitte Juli dürfte nun die Ergebnismarge im Vordergrund stehen - und die Frage, ob weitere Preissenkungen vonnöten sind, um die Absatzvolumina zu steigern. Tesla hatte in den vergangenen Monaten die Nachfrage durch Rabatte angekurbelt.
Dennoch blieb die Zahl der Auslieferungen niedriger als die der Produktion, monierte Jefferies-Analyst Philippe Houchois. Dies sei nun schon den fünften Monat der Fall. Die Lücke sei im zweiten Quartal aber kleiner geworden. Während die Überproduktion im ersten Quartal bei knapp 18 000 Fahrzeugen gelegen hatte, betrug der Lageraufbau von April bis Ende Juni nur noch 13 560 Autos. Fachleute schauen beim Vorratsaufbau Teslas genau hin, weil von zu hohen Lagerbeständen weiterer Druck zu Preissenkungen ausgehen könnte.
Susannah Streeter von Hargreaves Lansdown fand für die Rabatte jedoch lobende Worte, da Tesla infolge der Preissenkungen vor allem in China bessere Geschäfte gemacht habe. Erschwinglichere Preise seien aber auch in anderen Märkten ein raffinierter Schachzug gewesen, um die Verbraucher trotz der hohen Inflation zu einem Umstieg auf ein Elektroauto von Tesla zu bewegen.
Alexander Potter, Senior Research Analyst bei Piper Sandler, warnte in einer Notiz vom 26. Juni, dass Preissenkungen im 3. Quartal bei den Anlegern die Sorge um die Margen wieder aufflammen lassen könnten.
Die Frage ist nun, ob Tesla die hohen Auslieferungszahlen halten kann, da immer mehr große Hersteller ihre Produktionsbemühungen ausweiten würden. Tatsächlich hat Tesla noch viel Arbeit vor sich, um die selbst gesteckten Jahresziele von rund 1,8 Millionen Autos zu erreichen. Um das zu schaffen, muss Tesla noch rund 910 000 Fahrzeuge an die Kundschaft bringen - und damit in etwa das Tempo aus dem zweiten Quartal auch im Rest des Jahres halten.
Die Aktie von Tesla hat sich seit dem Jahresanfang hervorragend entwickelt. Die Bewertung von Tesla ist dementsprechend extrem sportlich. Das KGV für 2023 beträgt 62, das KUV liegt bei rund 8. Eine Auszeit auf dem Weg nach oben ist dringend notwendig. Anleger bleiben investiert und ziehen den Stoppkurs auf 225 Dollar nach. Ein Neukauf drängt sich nach dem Run in den letzten Monaten nicht auf!