Die Spannung bei den RWE-Aktionären steigt: Am Dienstag wird Deutschlands zweitgrößter Energieversorger seine Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr vorlegen. Analysten rechnen damit, dass der Abwärtstrend des Essener Unternehmens noch nicht gestoppt ist. Zwar dürfte RWE wieder schwarze Zahlen schreiben, die Zukunftsaussichten des Unternehmens sind aber weiterhin düster.
Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten rechnen mit einem Umsatzrückgang von sieben Prozent auf 50,3 Milliarden Euro. Der betriebliche Gewinn (EBIT) dürfte um mehr als 30 Prozent auf rund 4 Milliarden Euro gesunken sein. Netto erwarten die Experten einen Überschuss von gut 1,3 Milliarden Euro. Im Vorjahr schlugen Abschreibungen auf Kraftwerke mit 4,8 Milliarden Euro zu Buche und rissen das Unternehmen in die roten Zahlen. Damals stand unter dem Strich ein Verlust von 2,8 Milliarden Euro. Die Verlustzone dürfte RWE 2014 wieder verlassen haben, aus dem Schneider ist der Energieriese damit aber noch lange nicht.
Aktionäre machen Druck
Nachdem die Dividende im Vorjahr bereits halbiert wurde, drängen Aktionäre nun zumindest auf eine stabile Ausschüttung. Allem voran die nordrhein-westfälischen Kommunen, die etwa 25 Prozent der RWE-Aktien halten, machen Druck, denn für sie ist die Dividende eine wichtige Einnahmequelle. Aus Unternehmenskreisen ist bereits durchgesickert, dass die Dividende wie im Vorjahr bei einem Euro pro Aktie liegen soll. Dies deckt sich auch mit den Schätzungen der Analysten. Fraglich ist, ob sich RWE das leisten kann.
Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab
Seit einigen Jahren drückt der Boom der erneuerbaren Energien die Großhandelspreise für Strom, die konventionellen Energieversorger RWE und E.on leiden unter dem Preisverfall. Trotzdem will RWE an der konventionellen Energiegewinnung festhalten. Auch im Streit um die Brennelementesteuer zeichnet sich vor dem Europäischen Gerichtshof eine Niederlage der deutschen Energieversorger ab. Diese hatten gegen die im Jahr 2011 eingeführte Steuer geklagt und auf Rückzahlungen in Milliardenhöhe gehofft. Analyst Peter Bisztyga von Merrill Lynch warnt deshalb von einem enttäuschenden Ausblick für das laufende Jahr.
Finger weg!
Ohne zukunftsfähige Perspektive für die Zeit nach der Energiewende und geeignete Lösungen für die drängenden Probleme des Unternehmens bleibt es dabei: Die RWE-Aktie ist derzeit kein Kauf!
(Mit Material von dpa-AFX)