Die Allianz will mit einem Tabu brechen und zukünftig Policen mit Beitragsgarantie abschaffen. Der Münchner Versicherer, der größte in Europa, kapituliert damit vor den Niedrigzinsen, die so noch lange bestehen dürften. Doch die Nachricht muss nichts Schlechtes bedeuten, vielmehr könnte die Allianz ihre Kapitalstärke noch besser ausspielen.
Ab Anfang 2021 will der Lebensversicherer bei Neuverträgen seines zentralen Vorsorgeprodukts "Perspektive" standardmäßig eine Garantie von mindestens 90 Prozent der eingezahlten Beiträge anbieten, statt bislang von 100 Prozent, wie das Unternehmen am Dienstag in Stuttgart mitteilte. Dafür sollen Versicherte auf eine höhere Rendite hoffen können. Bei anderen Produkten gibt es bereits unterschiedlich hohe Beitragsgarantien. Die Kunden sollen künftig zwischen einem Garantieniveau von 90, 80 und 60 Prozent wählen können.
Mehr Risiko, mehr Rendite
"Zwei Drittel der Kunden sind bereit, in der Niedrigzinsphase für höhere Renditen auf einen Teil der Garantien zu verzichten", sagte Allianz-Leben-Vorstandschef Andreas Wimmer der Deutschen Presse-Agentur. Das hätten kürzlich in zwei Wellen durchgeführte Befragungen von etwa 1.700 beziehungsweise 1.000 Kunden gezeigt. "Viele Kunden sehen den Zusammenhang von Rendite und Garantie differenzierter in Zeiten, in denen sie für ihr Erspartes kaum noch Zinsen oder teilweise Negativzinsen bekommen." Dem Unternehmen zufolge haben Angebote mit neuen Garantien und Risikoprodukte mittlerweile einen Anteil von 93 Prozent am Neugeschäft.
Mit angepassten Garantien und flexiblerer Kapitalanlage verbesserten sich die Chancen für langfristig attraktive Renditen in Zeiten von Null- und Negativzins, warb der Branchenprimus. Eine Beitragsgarantie von 100 Prozent bietet die Allianz weiterhin bei Altersvorsorge-Konzepten an, bei denen dies gesetzlich vorgeschrieben ist, zum Beispiel bei Riester-Verträgen.
Die Allianz geht den einzig richtigen Schritt. Ein Garantiezins von unter einem Prozent lockt heutzutage kaum einen Kunden hinter dem Ofen hervor. Künftig kann der Versicherer mit einer offensiveren Anlagepolitik fahren und dabei auf das gewaltige Sicherungsvermögen, das in Krisenzeiten als Stabilisator wirkt, vertrauen. Dies sollte neue Kunden anlocken und zu mehr Neugeschäft führen. Am Ende wird der Konzern und damit die Aktie von dieser Entwicklung profitieren.
(mit Material von dpa-AFX)Hinweis auf potenzielle Interessenkonflikte gemäß §34b WpHG:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Allianz.