Die Deutsche Bank blickt sorgenvoll auf den Industriestandort, Deutschland werde ins Mark getroffen. Selbst die vollen Auftragsbücher in der Autobranche sinken.
„Manche Unternehmen werden scheitern“, so die Deutsche Bank im Ausblick auf 2023. Internationale Konzerne hätten noch den Vorteil, einfach ihre Fabriken in Länder mit niedrigeren Kosten zu verlagern, doch für den deutschen Mittelstand und hier insbesondere energieintensive Branchen sei man pessimistisch.
Deutschland im Rückwärtsgang: „Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe dürfte 2022 um 2,5 Prozent und im Jahr 2023 um rd. 5 Prozent schrumpfen.“ Die Gaspreisbremse mildere die Folgen zwar ab. Doch es würde den Staat finanziell überfordern, wenn er auch mittelfristig die Energiepreise für industrielle Endkunden (vor allem Gas) spürbar subventionieren wolle.
Daten zur Produktion und zu den Auftragseingängen würden zeigen, dass der nächste zyklische Abschwung begonnen habe. „Wir erwarten, dass diese Indikatoren in den nächsten Monaten weiter sinken“, so die Deutsche Bank.
Stornierungen drohen
Die schlechte Stimmung trifft mit Verzögerung wohl auch Autohersteller wie BMW, Mercedes oder Tesla sowie die vom Immo-Boom abhängige Hypoport. Die Auftragsbestände in der Automobilindustrie würden zwar noch auf einem Rekordhoch liegen. Aber: „Es ist mehr als wahrscheinlich, dass einige der bestehenden Aufträge aufgrund höherer Preise, steigender Zinssätze oder einer verschlechterten wirtschaftlichen Lage der Kunden storniert werden.“
Im privaten Wohnungsbau seien die Stornierungen von eingereichten Aufträgen in den letzten Wochen bereits gestiegen. Nach der jüngsten ifo-Umfrage waren im August 12 Prozent aller Unternehmen im Wohnungsbau von Auftragsstornierungen betroffen.
Die Gewinn- und Verlustrechnungen der Unternehmen würden unter Druck geraten, wenn die Absicherungsverträge für die Energiebeschaffung Ende 2022 oder 2023 auslaufen.
Wird Gas rationiert?
Die Regulierung der Energiepreise sei für die Industrie ein wichtiger Unsicherheitsfaktor. Die Gaspreisbremse werde nicht dazu führen, dass mehr Gas für industrielle Produktionsprozesse zur Verfügung stehe. Im Gegenteil: „Die Abschwächung des Preissignals für alle privaten Haushalte, kann dazu führen, dass die anvisierte Einsparung um 20 Prozent in diesem Bereich nicht erreicht wird und es im schlimmsten Fall zu Rationierungen für Teile der Industrie kommt.“
Die Produktion in der chemischen Industrie könnte laut den Experten 2022 um bis zu 10 Prozent und im nächsten Jahr um weitere 9 Prozent zurückgehen.
Lichtblick grüne Energien und Digitalisierung
Kleine Lichtblicke gibt es: „Die Elektrotechnik hat bisher keinen Auftragsrückgang zu verzeichnen – im Gegenteil: Die Branche hält sich trotz des schwachen konjunkturellen Umfelds sehr gut. Die Branche profitiert auch von Investitionen in alternative Energiequellen und Digitalisierung.“