Die Aktie des von einem Milliarden-Bilanzskandal schwer erschütterten Konzerns hatte sich in den vergangenen Monaten eigentlich zur Abwechslung mal hervorragend entwickelt. Doch Anfang des Monats krachte der Steinhoff-Kurs plötzlich wieder unter 10 Cent – und konnte sich davon nicht mehr richtig erholen. Auslöser für den Absturz war eine Gerichtsentscheidung. UPDATE vor dem Fazit.
In Südafrika hat ein Gericht zugunsten von Klägervertretern (Hamilton und Trevo Capital) geurteilt. Es geht um eine Wandelanleihe aus dem Jahr 2016 im Volumen von 465 Millionen Euro. In einem möglichen Vergleich mit geschädigten Investoren und Vertragspartnern könnte diese Forderung nun mehr Gewicht bekommen, da laut Urteil eine bereits erfolgte Übertragung von Vermögenswerten innerhalb des Steinhoff-Gesamtkonstrukts ungültig war.
Problematisch ist das, weil dadurch der globale Vergleichsversuch ins Stocken kommt. Merke: Es kann nur eine Gesamtlösung geben. Anderenfalls würden sich einzelne Zusagen und Verhandlungserfolge, die bereits erzielt wurden, in Luft auflösen. Anleger stünden einmal mehr vor einem Scherbenhaufen.
Das Urteil hat für Irritationen bei der Steinhoff-Führung gesorgt. Nun könnte der gesamte Vergleichsprozess noch komplizierter werden, länger dauern und teurer werden.
Mitte Februar hatte der Steinhoff-Kurs nach jahrelanger Talfahrt zumindest ein Zwischenhoch erreicht (15,8 Cent). Zuletzt ging es wieder abwärts in Richtung 9 Cent. Das entspricht einem Minus von 43 Prozent. Momentan verhindert lediglich die 200-Tage-Linie einen weiteren Absturz.
UPDATE: Am Freitagnachmittag steigt der Kurs wieder an die 10-Cent-Marke. Steinhof meldet einmal mehr, dass es mehrheitliche Unterstützung für einen Vergleich gebe. Angesichts der verbesserten Geschäftsaussichten und -entwicklung wurde zudem das Vergleichsangebot um 243 Millionen Euro auf 613 Millionen Euro aufgestockt.
DER AKTIONÄR hat in den vergangenen Monaten mehrfach darauf hingewiesen, dass unter anderem noch längst nicht alle Parteien einem Vergleich zugestimmt haben. Steinhoff bleibt eine Hochrisiko-Aktie in Zockerhänden. Ein Investment ergibt unter den gegebenen Umständen für seriöse Anleger schlichtweg keinen Sinn, weil die Unsicherheiten letztendlich nicht kalkulierbar sind. Das aufgestockte Angebot zeigt: Läuft es besser für Steinhoff, profitieren davon nicht zuerst die neuen Investoren.