Im Drama um den durch einen Milliarden-Bilanzskandal schwer erschütterten Konzern ist ein weiteres Kapitel hinzugekommen. Eigentlich sollte Heather Sonn bei Steinhoff aufräumen, doch nun hat die bisherige Aufsichtsratschefin ihren Rücktritt eingereicht. Grund sind finanzielle Verstrickungen. Das teilte Steinhoff am Montag per Ad-hoc-Meldung mit.
Der genaue Hintergrund ist, wie gewohnt bei Steinhoff, etwas unübersichtlich. Vereinfacht: Sonn ist an Gamiro Ventures beteiligt. Das Unternehmen hat wiederum mit Geros Financial Services ein Geschäft abgeschlossen. Geros wurde anscheinend indirekt von Steinhoff finanziert. Letzteres war Sonn eigenen Angaben zufolge aber nicht klar.
Sonn hatte laut der Ad-hoc-Meldung bereits im Dezember 2017 die Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers gebeten, die entsprechende Transaktion zu überprüfen, nachdem ein Report des Leeverkäufers Viceroy eine Verbindung zwischen Geros und Steinhoff aufgezeigt hatte.
Leider habe es zwei Jahre gedauert, bis das Ergebnis der Untersuchung vorliegt, wird Sonn in der Meldung zitiert. Rückblickend hätte Sonn nach eigener Einschätzung auf die mögliche Verflechtung hinweisen müssen. Sie lege die „höchsten Standards“, denen die neue Steinhoff-Führung genügen soll, auch an sich selbst an und trete daher zurück, schrieb Sonn (komplette Meldung auf Englisch).
Steinhoff kämpft seit einem Bilanzskandal Ende 2017 ums Überleben. Sonn spielte als neue Chefin des Aufsichtsrats eine zentrale Rolle bei der Aufarbeitung des Betrugs. Die Südafrikanerin sitzt in Dutzenden Aufsichtsräten. Ihr Abgang ist ein weiterer Rückschlag für Steinhoff, war aus Image-Gründen aber wohl unvermeidlich. Anleger reagierten zunächst unbeeindruckt. Die Steinhoff-Aktie steht bei 5 Cent. Wer jetzt noch investiert ist, dürfte sich des enormen Pleiterisikos bewusst sein. Die Coronakrise verstärkt die Existenznot chronisch klammer Unternehmen wie Steinhoff zusätzlich. Kein Kauf.