Spotify lieferte ein Überraschungsquartal, das jedoch im Detail kleine Schwächen aufzeigte. Im durchwachsenen Gesamtmarkt wurde dies sofort mit einem saftigen Minus abgestraft. DER AKTIONÄR bezieht dennoch eine bullishe Position, denn Wachstum und neue Initiativen können überzeugen.
Überraschung im Q3
Spotify hat im dritten Quartal einen überraschend geringen operativen Verlust von sechs Millionen Euro erwirtschaftet. Für die Überraschung sorgte eine besser als erwartete operative Marge, da weniger Neueinstellungen vorgenommen wurden als geplant. Laut Unternehmensführung hat sich die Zahl der Neueinstellungen jedoch wieder erhöht und solle hoch bleiben. Zudem wolle Spotify in den kommenden Quartalen noch mehr in sein langfristiges Wachstum investieren und dürfte damit die Margenverbesserung nicht halten können. Fest steht: Bei Spotify geht es weiterhin ums Wachstum.
Und Wachstum wurde im Q3 geliefert: Die Zahl der zahlenden Premium-Nutzer kletterte im Vergleich zum Vorjahresquartal um überragende 40 Prozent auf 87 Millionen. Zeitgleich sank die Kündigungsrate weiter. Die Zahl aller aktiven Nutzer, die mangels Abonnement nur über Werbung monetarisiert werden, wuchs dagegen mit 28 Prozent auf 191 Millionen.
Der Umsatz kletterte um 31 Prozent auf 1,35 Milliarden Euro und lag damit über den Erwartungen von 1,33 Milliarden Euro. Positiv ist dabei auf den wiedererstarkenden Werbeumsatz hinzuweisen, welcher sich im Q2 noch etwas verlangsamt hatte.
Druck bleibt Bestehen
Doch der Negativtrend beim Umsatz je Nutzer hält weiterhin an. Die wichtige Kennzahl sank um sechs Prozent auf 5,50 Euro. Im zweiten Quartal veröffentlichte der Konzern einen um zwölf Prozent schrumpfenden Umsatz je Nutzer. Der Grund für den Druck sind Rabattaktionen wie ein günstigeres Abonnement für Studenten. Festzuhalten ist jedoch, dass sich der Negativtrend verlangsamt.
Ebenfalls etwas enttäuschend fiel der Ausblick auf den Umsatz aus. Laut Unternehmensführung sollen im dritten Quartal Erlöse von 1,35 bis 1,55 Milliarden Euro erwirtschaftet werden. Die untere Grenze liegt damit weiter entfernt vom Analystenkonsens bei 1,49 Milliarden Euro. Das Umsatzwachstum ist neben dem Nutzerwachstum die wichtigste Kennzahl für die junge Wachstumsaktie. Um in einem schwachen Gesamtmarkt Kursgewinne einzufahren, müsste Spotify hier jedoch die Schätzungen übertreffen.
Weichen unverändert auf Wachstum gestellt
Umsatzwachstum pro Nutzer und konservative Erwartungen drücken im schwachen Markt auf die mittelfristige Kursentwicklung – langfristig bleiben die Aussichten jedoch top.
Spotify überzeugt mit einem höheren Anteil an Premium-Nutzern im Vergleich zu anderen Musikstreaming-Plattformen und scheut nicht vor neuen Vertriebsmodellen zurück. So will der schwedische Konzern sich verstärkt selbst an Künstler wenden und die Songs direkt veröffentlichen. Spotify tritt damit ähnlich wie aktuell Netflix nicht nur als führende Plattform auf, sondern ersetzt auch den Produzenten als Mittelsmann. Eine Strategie, die langfristig die Margen deutlich verbessern dürfte und das Geschäftsmodell unabhängiger von den großen Musikstudios macht. Zudem kann Spotify aufgrund seiner Marktführerschaft auf namhafte Partner wie Google Home oder Hulu und Showtime setzen, um beispielsweise attraktive Abo-Bundles oder Promo-Aktionen anzubieten.
DER AKTIONÄR empfiehlt Spotify angesichts der überzeugenden Langfrist-Aussichten auch nach einem gemischten Quartal unverändert zum Kauf.