Deutschlands einstiges Photovoltaik-Aushängeschild Solarworld ist seit dem vergangenen Frühjahr insolvent und befindet sich in Abwicklung. Noch ist die Aktie an der Börse notiert - und regt sich nun mal wieder. Donald Trump ist schuld.
Der US-Präsident hat am Montag hohe Einfuhrzölle auf Solar-Paneele und Waschmaschinen erlassen. Er setzt damit seine "America first"-Agenda um. Mit der Entscheidung gehen die Vereinigten Staaten nicht nur auf Konfrontationskurs zu China, sondern auch zum asiatischen Sicherheitspartner Südkorea.
US-Tochter könnte im Wert steigen
Ein Profiteur der Strafzölle (anfangs 30 Prozent) könnte die insolvente deutsche Solarworld AG werden. Denn ihre US-Tochter Solarworld Americas zählt zu den größten Herstellern von Solarmodulen in den USA - und dürfte von der Sanktionierung chinesischer Importe profitieren. Die Deutschen versuchen das US-Unternehmen zu verkaufen, um mit dem Erlös Gläubiger auszubezahlen.
Der Kaufpreis der US-Tochter dürfte durch Trumps Strafzoll-Entscheidung steigen - weshalb nun auch die darniederliegende Solarworld-Aktie wieder anzieht. Am Dienstag schoss der Kurs von 0,54 Euro bis auf 0,78 Euro, heute kommt er wieder etwas zurück. Spekulanten versuchen offenbar, einen schnellen Gewinn aus den Hoffnungsfunken zu machen. Noch ist nicht entschieden, wer was an ausstehenden Forderungen erhält. Letztlich wird der Wert der AG aber gegen Null tendieren - eine Rückkehr ins Solar-Geschäft ist ausgeschlossen.
Außerdem geht es auch der US-Tochter finanziell nicht gerade gut. Im vergangenen Jahr musste sie mit Millionen-Finanzspritzen zur Stabilisierung ihres Geschäftsbetriebs gestützt werden. Gegen ein Investment in die Solarworld AG spricht zudem die Ungewissheit, wie die Chinesen auf die angekündigten Strafzölle reagieren.
Ehemalige Solarzellen-Produktion nun in einer GmbH
Nach der Insolvenz im vergangenen Jahr wurde aus der Solarworld AG mit rund 3000 Mitarbeitern eine GmbH unter der Führung des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Frank Asbeck mit mehr als 500 Mitarbeitern. Mittlerweile produziert die Solarworld Industries GmbH mit Produktionsstätten in Thüringen und Sachsen nur noch Zellen und Module und nicht mehr die gesamte Solar-Wertschöpfungskette. Die entsprechenden Assets hat das Unternehmen von der im Insolvenzverfahren befindlichen AG gekauft.
Für das Jahr 2018 insgesamt ist die neue Solarworld zuversichtlich. Laut Sprecher sei es ein wichtiges Jahr für die Solarenergie. Das Unternehmen hofft auf politische Maßnahmen und erwartet einen Anstieg der Nachfrage nach Solarmodulen in der Europäischen Union.
Kürzlich hat die GmbH mit der türkischen Inosolar eine Vertriebspartnerschaft geschlossen. Die Projekt- und Handelsgesellschaft aus Istanbul werde im ersten Halbjahr 2018 Solarstrommodule mit einer Kapazität von insgesamt über 60 Megawatt liefern, teilte Solarworld am vergangenen Montag mit. Der AG hilft das nicht mehr.