Ein Topmanager einer großen deutschen Solarfirma resigniert. „Ich sehe die Photovoltaik in Europa im weiteren Tiefflug in Europa“, sagte er gegenüber dem AKTIONÄR. Er erwartet keine weiche Landung der Branche sondern „harten Bodenkontakt mit viel Bruch“. Bis April waren nur noch Solaranlagen mit einer Leistung von 0,6 Gigawatt ans Netz gegangen nach 1,1 GW im Vorjahr. Ein Grund: Die Politik senkte nicht nur die Förderung, sondern führte Mindestpreise für Solarmodule aus China ein. Konsequenz: Während in Asien Investoren von gefallenen Preisen für Photovoltaik angelockt werden und der Zubau der sauberen Energie floriert, können Europäer nicht auf günstige China-Module zugreifen.
„Gegen die Wand“
Und es kommt wohl noch schlimmer: Unterhändler der Regierungskoalition diskutieren angeblich, alle neuen Betreiber von Solarstromanlagen finanziell zu belasten, wenn sie Strom für den Eigenbedarf erzeugen. Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sollen selbst Eigenheimbesitzer künftig 40 Prozent der EEG-Umlage auf selbstverbrauchten Solarstrom zahlen, derzeit wären das rund 2,5 Cent je Kilowattstunde.
„Das schlägt dem Fass den Boden aus! Hier droht der größte Rollback seit Beginn des Klimaschutzes in Deutschland. Wer Klimaschützer derart bestraft, wird die Energiewende gegen die Wand fahren“, so Carsten Körnig vom Bundesverband Solarwirtschaft. Während Klimaschützer zur Kasse gebeten werden, solle der Eigenstromverbrauch des Kohlebergbaus von den Kosten der Energiewende befreit werden.
Rückenwind für E.on und Co?
Körnig sieht den Bundestag in der Pflicht, die „Sonnensteuer“ aus dem Gesetzesentwurf zu streichen. „Andernfalls setzt sich die Politik dem Verdacht aus, sich zum Erfüllungsgehilfen großer Energiekonzerne zu machen.“
Der Wechselrichterhersteller SMA Solar leidet. Er erzielte zuletzt rund 60 Prozent seiner Umsätze in Europa. Doch mit seinem neuen strategischen Partner Danfoss will man nun unter anderem im chinesischen Markt Schwung aufnehmen. Solarworld etwa hat im ersten Quartal 2014 rund 23 Prozent seiner Erlöse in Deutschland erwirtschaftet.
SMA und Solarworld: Abwarten
Auch der AKTIONÄR hält Pläne, die private Produktion von Solarstrom ausbremsen, für „Quatsch“ und plädiert im Sinne (für die gesamte Volkswirtschaft positiven) langfristig sinkender Strompreise und dem maximalen Schutz der Umwelt für den Verzicht auf einen weiteren Markteingriff. Noch ist der Gegenwind für SMA Solar und Solarworld jedoch groß – Anleger sollten positive Signale im operativen Geschäft und/oder Chart abwarten. Siehe auch „AKTIONÄR-Tipp“ beim Deutschen Anleger Fernsehen DAF.