Die Software AG hat in ihrer größten Sparte (DBP) erneut enttäuscht und muss die Jahresziele kräftig senken. Der Konzern kann in seinem Geschäft mit Integrationssoftware weiter nicht von dem Trend zur Digitalisierung profitieren. Die Aktie geht in die Knie – und setzt ihre Talfahrt fort.
Es ist nicht das erste Mal, dass die einst als Wachstumsmotor auserkorene Digitalsarte enttäuscht und ihre eigenen Ziele deutlich verfehlt. Der Verkauf der Softwarepakete, mit denen Kunden verschiedene IT-Systeme miteinander verzahnen können sollen, hängt oft an großen Deals - verschieben sich einige oder platzen gar, reißt das gleich ein großes Loch in die Planung.
Digitalsparte enttäuscht weiter
Im zweiten Quartal ging in dem Bereich der Umsatz um vier Prozent auf 97,5 Millionen Euro zurück. Analysten hatten im vom Unternehmen erhobenen Stimmungsbild mit einem leichten Anstieg auf gut 104 Millionen Euro gerechnet. Das Minus liege am laufenden Umbau des Vertriebs in Nordamerika, hieß es vom Konzern. „Während nicht alle von der Transformation betroffenen Bereiche im gleichen Tempo Fortschritte machen, insbesondere in Nordamerika, haben wir klare Pläne und Verantwortlichkeiten umrissen, um diese Herausforderungen anzugehen“, so Vorstandschef Sanjay Brahmawar.
Schon im ersten Quartal hatten die Geschäfte vor allem in den USA enttäuscht. Brahmawar hatte sich da noch zuversichtlich gezeigt, dass verschobene Vertragsabschlüsse doch noch eingetütet werden könnten. Zu den Problemen im Vertrieb hatte zum Jahresstart auch die Haushaltssperre der Bundesverwaltung beigetragen – der öffentliche Sektor ist eine der großen Kundengruppen der Software AG.
Auf Jahressicht wird in der Digitalsparte nun ohne die zukunftsträchtigen Cloudgeschäfte und das Programm zur Vernetzung von Maschinen kein Wachstum herausspringen, sondern womöglich ein spürbarer Rückgang. Der Konzern rechnet statt mit einem währungsbereinigten Umsatzplus von drei bis sieben Prozent in der Sparte nur noch mit einem Erlös bestenfalls auf Vorjahresniveau. Im schlechten Fall muss die Gesellschaft aber nach neuer Planung auch einen Rückgang um sechs Prozent in der Sparte verkraften.
Restlichen Prognosen bestätigt
Insgesamt legten die Erlöse im abgelaufenen Jahresviertel um rund zwei Prozent auf 210 Millionen Euro zu. Weil das relativ junge Geschäft mit Diensten aus der Cloud und zur Vernetzung von Maschinen stark wuchs und auch das angestammte Datenbankgeschäft wieder mehr erlöste als erwartet, traf die Software AG damit die Umsatzschätzungen von Experten auf Konzernebene. Der Konzern bestätigte seine restlichen Prognosen.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (EBITDA) sank um neun Prozent auf 56,1 Millionen Euro, was im Rahmen der Erwartungen lag. Die entsprechende Marge sackte von fast 30 Prozent vor einem Jahr nun auf 26,7 Prozent ab. Unter dem Strich fiel der Gewinn um sieben Prozent auf 33,4 Millionen Euro.
Der seit vergangenen Sommer amtierende Brahmawar hat dem Konzern einen neuen Kurs verordnet. Durch einen Umbau von Strukturen und eine stärkere Verlagerung auf Mietsoftware ab 2020 will der Manager den Konzern wieder auf die Wachstumsschiene führen.
Die Entwicklung dauert den Investoren zu lange. Sie ziehen nach der erneuten Schwäche in der digitalsparte die Reißleine und steigen aus. Damit setzt sich die mehrmonatige Talfahrt weiter fort. Anleger beliben vorerst an der Seitenlinie.
(Mit Material von dpa-AFX)