Es wird nicht mehr allzu lange dauern, dann werden viele Firmen ihre Fertigungsprozesse völlig umgestellt haben. Weg von der Abhängigkeit von Zulieferern, Schluss mit den unzähligen zähen Preisverhandlungen im Vorfeld, Schluss mit der Lagerhaltung und so weiter und so weiter. Industriegiganten wie General Electric oder Siemens zum Beispiel werden bald dazu übergehen, die Bauteile für ihre Produkte einfach selbst herzustellen. Möglich wird die Veränderung des Produktionsprozesses durch 3D-Drucker. Nicht die, mit deren Hilfe Otto Normalverbraucher eine beliebige Comicfigur oder eine Kaffeetasse zu Hause ausdrucken kann. Nein, die Rede ist von 3D-Metalldruckern. Unmöglich, Zukunftsmusik? Keineswegs! Eigens dafür wurde von der Firma SLM Solutions die Methode des Selective Laser Melting entwickelt. Bedeutet: Zu Beginn des ganzen Produktionsprozesses wird am Computer ein 3D-Modell erstellt. Im zweiten Schritt wird der 3D-Drucker von SLM dann mit den Daten gefüttert. Mithilfe von vier Laserstrahlen wird ein Metallpulver aufgeschmolzen und Schicht für Schicht aufgetragen. Das Ganze wird so oft wiederholt, bis das Produkt fertiggestellt wird. Völlig gleich, ob das Endprodukt letztendlich aus Aluminium, Stahl oder Titan ist.
Die 3D-Metalldrucker von SLM Solutions haben in etwa die Ausmaße eines großen Kühlschranks, sind also nicht zu vergleichen mit den Druckern für den Hausgebrauch. Das Flaggschiff von SLM Solutions ist der SLM500. Preis: knackige 1,5 Millionen Euro. Was kann man damit herstellen? Schiffsturbinen, Implantate, Bohrer oder Teile für Flugzeugturbinen. Das Ganze wird von vielen Experten als sogenanntes additives Fertigungsverfahren bezeichnet, also die Herstellung von Gegenständen, die zuvor am Computer entworfen und dann von einem 3D-Drucker ausgespuckt werden. Mit den Druckern können viele Firmen in Zukunft ihre Teile vor Ort fertigen, brauchen also keine Zulieferer mehr.
Soll heißen: Keine Wartezeiten, weniger Zulieferer, geringere Abhängigkeiten, weniger Lieferverzögerungen, keine riesigen Lagerbestände mehr. Der Markt kommt bereits ins Laufen. Zuletzt stiegen die Orderzahlen immens an. Die Zahl der verkauften Ma schinen von SLM hat sich seit 2013 von 28 Maschinen auf 102 im abgelaufenen Geschäftsjahr mehr als verdreifacht! Hinzu kommt: Seit mehreren Monaten wird in der Branche über einen Großauftrag von Industrie-Gigant General Electric (GE) spekuliert. GE will in den nächsten Jahren die Einspritzdüsen zur Herstellung der Triebwerke für Flugzeuge selbst herstellen. Das alles wird mit Hilfe des 3D-Metalldrucks passieren. GE ist dabei wohl nur die Speerspitze. Der Auftrag wird eine ganze Branche wachrütteln. Andere Firmen werden folgen!
Schon jetzt glänzt SLM Solutions mit knackigen Wachstumsraten. Der Umsatz 2015 wird nach vorläufigen Zahlen zwischen 55 und 60 Millionen Euro liegen. 38,6 Millionen Euro waren es 2014. Die Experten von Equinet erwarten auch für die Folgejahre ein strammes Wachstum. 2016 sollen 79,6 Millionen Euro in der Kasse klingeln, 2017 bereits 103,7 Millionen Euro.
Der Kundenstamm von SLM Solutions kann sich sehen lassen. Neben GE haben unter anderem die NASA, Audi und VW, Toyota, FIT Fruth, Siemens und die beiden Flugzeugbauer Airbus und Boeing geordert. Apropos Airbus: Das Management will in naher Zukunft mindestens zehn Prozent aller Bauteile im Flugzeug additiv, also via 3D-Metalldruck, selbst herstellen. Was das bedeutet, kann sich wohl jeder selbst ausmalen. Hinzu kommt: SLM hat vor wenigen Tagen einen interessanten Deal eingefädelt. Bereits zum Börsengang hat das Management betont, sich gezielt nach einem Hersteller von Metallpulver umzusehen. 16 Monaten später fiel nun die Wahl auf die Firma TLS Technik GmbH, einen Hersteller von Aluminium-Metallpulver mit Sitz in Bitterfeld in Bayern. Keine Übernahme, dafür ein Joint Venture. Das Ganze lässt sich SLM einen einstelligen Millionenbetrag kosten. Ein kluger Schachzug: So wird die Wertschöpfungskette von SLM gezielt erweitert. „Der Bereich Verbrauchsmaterialien ist für uns interessant, weil sich mit der Entwicklung und dem Verkauf von Metallpulvern attraktive Margen erzielen lassen“, sagt Bögershausen.
Vergleichbar ist SLM am ehesten mit der schwedischen Firma Arcam. Die beiden Firmen unterscheiden sich jedoch in ihrer Technologie. Während SLM Solutions vier verschiedene Laserstrahlen zum Aufschmelzen des Metallpulvers verwendet, setzt Arcam auf einen Elektronenstrahl. Der Vorteil dieser Technologie ist eine höhere Geschwindigkeit bei der Fertigung sowie die Möglichkeit, große Hitze zu erzeugen. Dadurch können auch Materialien wie zum Beispiel Titan verarbeitet werden. Zwar dauert der Prozess bei SLMMaschinen länger, die Technologie ist allerdings genauer und feiner zugleich, wodurch der Nachbearbeitungsbedarf geringer ist. Wichtig ist das vor allem bei der Herstellung von Werkzeugstahl. Beide Firmen sind an der Börse sportlich bewertet. SLM kommt auf ein Umsatzmultiple von 4, Konkurrent Arcam kommt sogar auf ein KUV von 5.
Im Börsenwert von SLM Solutions von 282 Millionen Euro steckt bereits jede Menge Fantasie, kein Frage. Das Unternehmen zahlte jedoch den Vertrauensvorschuss in den letzten Quartalen mit hervorragenden Wachstumsraten zurück. Die knackigen Prognosen wurden immer erfüllt, zum Teil lagen die Ergebnisse sogar einen Tick über den Schätzungen der Analysten. SLM ist glänzend aufgestellt, der 3D-Metalldruck wird die Fertigungsprozesse vieler Industriegiganten in den nächsten Jahren völlig auf den Kopf stellen. Der Newsflow wird in den nächsten Monaten positiv bleiben. Anleger setzen mit SLM Solutions auf eine Zukunftsbranche. Das Unternehmen hat enormes Potenzial. Es wäre auch nicht verwunderlich, wenn sich in naher Zukunft ein großer Industrieplayer als Ankeraktionär bei SLM Solutions einkaufen würde. Auf Sicht von 24 Monaten winkt eine Kursverdopplung!