Nach den Zahlen für das Geschäftsjahr 2010 setzten bei Silicon Sensor Gewinnmitnahmen ein. Die Aussichten für den Sensorspezialisten für das laufende Jahr und darüber hinaus sind jedoch hervorragend, wie Finanzvorstand Dr. Ingo Stein im Interview mit dem AKTIONÄR deutlich macht.
Mit einem Turnaround im Betriebsergebnis von 4,6 Millionen Euro hat das Berliner High-Tech-Unternehmen Silicon Sensor im Geschäftsjahr 2010 die Erwartungen der Analysten mehr als übertroffen: Schon zu Beginn des 2.Halbjahres 2010 hat sich angedeutet, dass Silicon mit einem Umsatz von mehr als 40 Millionen Euro in 2010 abschließen wird, am Ende waren es sogar 45,2 Millionen. DER AKTIONÄR hat sich bei Finanzvorstand Dr. Ingo Stein nach den Gründen für die signifikante Umsatz- und Ergebnisverbesserung und über die weiteren Pläne erkundigt.
Der Aktionär: Herr Dr. Stein, Gratulation zu dem exzellenten Abschluss. Was waren die wesentlichen Ertragstreiber?
Inwieweit ist der Umsatzsprung von den Zulieferungen an die Automobilindustrie beeinflusst worden?
Wir entwickeln und produzieren Sensorlösungen für eine Vielzahl unterschiedlicher Branchen. Der Umsatzanteil im Automotive-Sektor ist von 15 Prozent in 2009 auf 22 Prozent in 2010 angestiegen. Weitere Branchen mit hohem Umsatzbeitrag sind Industrie, insbesondere Maschinenbau, Life Science, Security und Aerospace. Durch die breite Aufstellung sind wir von den Konjunkturschwankungen einzelner Branchen unabhängig.
Wird Silicon Sensor in diesem Marktsegment in 2011 nochmals zulegen können?
Wir denken, dass der Automotive-Anteil auf 30 Prozent ansteigen kann. Einen höheren Anteil streben wir aus Gründen der Risikominimierung nicht an. Die Anwendungen innerhalb dieses Bereiches sind jedoch sehr vielfältig. Vom Lenkwinkelsensor über Kamerasysteme zur Spurwechselwarnung bis hin zu Sensoren in Bremskraftverstärkern, um nur einige zu nennen.
Wenn die alte Prognose von 2010 eingehalten wird, müsste Silicon im laufenden Jahr einen Umsatz von zirka 54 Millionen Euro erzielen können. Halten Sie das für realistisch?
Da muss ich Sie korrigieren. Wir halten an unserer alten Prognose von Anfang 2010 fest: Basierend auf 30,2 Mio. Euro Umsatz in 2009 planen wir mit einer Wachstumsrate von durchschnittlich 20 Prozent jährlich bis 2013. Die Verteilung auf die einzelnen Jahre hängt von einer ganzen Reihe unterschiedlicher Faktoren ab. Mit Veröffentlichung des Geschäftsberichtes 2010 am 30. März werden wir die Jahresprognose 2011 verfeinern. Wir können unseren Aktionären aber versichern dass sie nicht unzufrieden sein werden.
Gibt es 2011 neue Serienstarts, die wesentlich im Umsatz zu Buche schlagen werden?
Ja, unsere Pipeline ist voll. So haben wir beispielsweise letztes Jahr angekündigt, dass im zweiten Halbjahr 2011 ein mehrjähriger Großauftrag zur Herstellung von Kamerasystemen in Produktion gehen wird, der 2012 zur vollen Entfaltung kommt. Ein weiteres bereits laufendes Großprojekt ist die Produktion von Sensoren zur Steuerung von Klimaanlagen in PKW.
Wird das EBIT in 2011 parallel mit dem Umsatz oder überproportional wachsen?
In den nächsten Jahren gehen wir von einer überproportionalen EBIT-Steigerung aus. Wir haben in den letzten beiden Jahren in hohem Maße in die Skalierbarkeit unseres Geschäftes investiert und Strukturen verschlankt. Dies werden wir in 2011 fortsetzen, beispielweise durch die Zusammenlegung von Produktionsprozessen am Standort Berlin. Die ersten Skaleneffekte sind bereits in den Ergebnissen 2010 sichtbar. Mittelfristig wollen wir eine EBIT-Rendite von 15 Prozent erreichen.
In welcher Bandbreite wird Ihrer Meinung nach das EPS in 2011 liegen können?
Wir gehen davon aus dass wir das 2010er Niveau von mindestens 30 Cent je Aktie stark verbessern werden.
Ist der Auftragsbestand in den ersten sechs Wochen des laufenden Jahres nochmals gewachsen?
Nach einer Steigerung von 40 Prozent in 2010 konnten wir in den ersten Wochen des neuen Geschäftsjahres weiter zulegen. Erfreulich ist auch, dass die Book-to-Bill-Ratio deutlich über 1 liegt. Generell nimmt aber die Tendenz zu kurzfristigen Abrufen zu, so dass der Auftragsbestand nicht der einzige Indikator für die Geschäftsdynamik ist.
Die Börse hat die Veröffentlichung Ihres Ergebnisses mit einem Kursabschlag in der Spitze von zirka acht Prozent quittiert. Halten Sie dies für gerechtfertigt?
Alle Aktionäre, die im November 2009 unsere große Kapitalerhöhung zu 5,50 Euro gezeichnet haben, konnten sich über einen Wertzuwachs von mindestens 80 Prozent innerhalb von 16 Monaten freuen. Wir schauen nicht auf kurzfristige Kursbewegungen sondern haben einen langfristigen Wachstumsplan. Wir haben in den letzten beiden Jahren in moderne Produktionsanlagen, in Vertrieb, in F&E-Kapazitäten sowie in neue Geschäftsbereiche investiert und werden dies auch in 2011 weiter tun. Ziel ist es, basierend auf unserem hohen Qualitätsniveau der führende Anbieter von Sensorlösungen zu werden. Diesen Weg werden wir unbeirrt weiter gehen.
Die Analysten sahen per Ende November 2010 einen fairen Wert der Aktie von zehn Euro. Halten Sie dies immer noch für angemessen, oder erwarten Sie demnächst eine Erhöhung von Seiten der Analysten?
Die Ergebnisse 2010 haben gezeigt, dass wir unsere Ankündigungen auch umsetzen konnten. Wir werden auch weiter hart an Wachstum und Wertsteigerung arbeiten. Über den Börsenwert entscheidet letztendlich der Kapitalmarkt.
Partizipieren Sie auch mit eigenen Aktien am Unternehmenserfolg?
Ja, ich bin selber Aktionär und habe für meine Kinder Depots angelegt. Ich muss jeden Abend zu Hause Rechenschaft ablegen.
Vielen Dank für das Interview.
Langfristig kaufenswert
Die jüngsten Kursrücksetzer bieten langfristig orientierten Anlegern noch einmal die Chance zum Einstieg. Insbesondere mit Blick auf 2012 sollten Umsatz und Ertrag kräftig wachsen. Neueinsteiger platzieren den Stopp knapp unterhalb des Aufwärtstrends bei 9,00 Euro.