Am Dienstag legt Siemens im Rahmen der Hauptversammlung die Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2014/15 vor. Analysten rechnen mit Umsatzerlösen auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums in Höhe von 17,3 Milliarden Euro und einem leicht Gewinnrückgang. Auch auf Seiten des Unternehmens war man zuletzt vorsichtig und rechnete für das laufende Geschäftsjahr mit Umsätzen auf Vorjahresniveau.
Bereits in der Vorwoche hatte Independent Research die Kaufempfehlung für die Siemens-Aktie in Erwartung stabiler Quartalszahlen bekräftigt und das Kursziel von 112 Euro auf 116 Euro angehoben. Wegen des gefallenen Ölpreises rechnet Analyst Markus Friebel mit einer schwächeren Entwicklung im Sektor „Power and Gas“, das günstige Börsenumfeld und Fortschritte bei der Umsetzung des Strategieprogramms „Vision 2020“ dürften aber positive Impulse für die Aktie geben. Auch die Schweizer Großbank UBS hält an ihrer Kaufempfehlung und dem Kursziel von 105 Euro fest. Laut Analyst Fredric Stahl gehöre die um 20 Prozent unterbewertete Siemens-Aktie im angemessen bewerteten Investitionsgütersektor zu den wenigen attraktiven Werten.
Kritische Fragen
Positive Analystenkommentare hin, solide Zahlen her: Bei der Hauptversammlung wird sich Siemens-Chef Joe Kaeser auch die ein oder andere kritische Frage gefallen lassen müssen. Mit 7,6 Milliarden Dollar, umgerechnet rund 6,8 Milliarden Euro, galt die geplante Übernahme des texanischen Zulieferers für Öl-Förderunternehmen Dresser-Rand bereits bei der Bekanntgabe im September nicht gerade als Schnäppchen. Die Tatsache, dass der Preis für ein Barrel Öl seitdem um fast 50 Prozent eingebrochen ist, macht die Situation für Kaeser nicht besser. Auch Fragen zu den Details des tiefgreifenden Konzernumbaus und die seit Monaten schwelenden Gerüchte über den geplanten Stellenabbau dürften den Anlegern auf den Nägeln brennen.
Einstieg noch möglich
Trotz der Baustellen steht die Siemens-Aktie charttechnisch gut da, der Aufwärtstrend ist intakt. Der Kurs hat den Widerstand bei 100 Euro geknackt und damit ein neues Kaufsignal generiert. Der Weg nach oben ist nun frei, das neue Ziel ist ein Hoch aus dem Jahr 2007 bei 112 Euro. Für längerfristige Anleger ist der Einstieg – auch in Anbetracht der Dividendenrendite von rund drei Prozent– nach wie vor interessant.